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Aussichtsturm auf den Malediven in hsbCAD geplant © Timber-Concept

Die Vereinfacher

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 25.11.2014 - 16:20
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Die Open Academy in Norwich/UK wurde von KLH konstruiert - der steirische BSP-Hersteller setzt schon seit Langem auf hsbCAD © Hufton+Crow

Eine Zahl reicht, um zu erklären, warum hsbCAD von der Holzkurier-Redaktion als Holzbauausstatter des Jahres ausgezeichnet wird. Diese Zahl ist 56 % und beziffert den Marktanteil des CAD-Programms im Brettsperrholz-Markt. Damit ist man kaum einholbarer Marktführer – und das beweist zweierlei:
    hsbCAD hat früh genug das strategische Potenzial der Massivholzbau-Weise erkannt.Man hat eine Softwarelösung geschaffen, welche die Anforderungen der Industrie löst, indem sie den Einsatz von Brettsperrholz vereinfacht.
Verantwortlich dafür ist ein Team von Holzbau-CAD-Experten rund um Gottfried Jäger. Der Geschäftsführer von hsbCAD Deutschland begleitet er seit 1999 die Entwicklungen der Holzbaubranche. Den Kaufbeurern gelingt eine Symbiose zwischen Architektur und Holzbauplanung. Das Programm basiert auf Autocad Architecture, also dem Marktführer bei Architektur-CAD. Damit arbeitet die Software in einem vorgegebenen Rahmen. Gleichzeitig schafft Jägers Team am Standort in Kaufbeuren jene Werkzeuge, welche die Planung mit innovativen Holzwerkstoffen (BSP zählt hier ausdrücklich dazu) vereinfacht. Wie das geht, wurde bei einem Besuch deutlich.

Schon 2006 auf Brettsperrholz gesetzt

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Wurde auch in hsbCAD konstruiert: Der Pyramidenkogel, den Rubner Holzbau in Kärnten errichtete © Rubner-Gruppe

hsbCAD ist weltweit aufgestellt. Die unterschiedlichen Regionen lassen ihre fachliche Expertise einfließen. 2006 war es an Jäger, das Thema Brettsperrholz zu lancieren. Noch vor dem großen Ausbauboom entwickelten die hsbCAD-Experten unter Führung des Kaufbeurer Standorts das Brettsperrholz-Modul. Der erste große Kunde war KLH, Katsch an der Mur. Schnell wurde klar, welche Zäsur das Produkt darstellt. „BSP war ein industrielles Erzeugnis, in das auch die Philosophie von Lean Production hineinspielt“, erinnert sich Jäger. Das hieß: schlanke Produktion, wenige Mitarbeiter, kleines Lager, kaum Puffer. Umso wichtiger war eine effiziente und verlässliche Planung.
Damit bewiesen die Kaufbeurer den richtigen Instinkt. Drei Viertel des Umsatzes der bayerischen Niederlassung seien heute „mehr oder weniger CLT-abhängig“, wie es Jäger ausdrückt. Denn eine Zimmerei, welche zu 90 % klassische Dachstühle macht, stellt sich bei der Investitionsentscheidung die Frage: Kann ich mit diesem Programm auch die 10 % der BSP-Projekte abbinden? Die entscheiden sich dann oft für hsbCAD. „Wir hatten echt den richtigen Riecher damit, uns auf BSP zu fokussieren“, freut sich Jäger im Nachhinein. Das Programm auf das neue Produkt auszulegen, war zwar aufwändig, aber mit der erarbeiteten Holzbau-CAD-Erfahrung nicht weiter schwierig.
BSP ist ein wichtiges Thema, aber nicht das einzige. Für hsbCAD seien Fertighaushersteller und Zimmereien ebenfalls auf der Prioritätenliste. Wichtig sind der Input aus der Praxis und der Kontakt zu den Abbundanlagen-Herstellern. Mit der Lage im Allgäu sitzt man dafür perfekt oder, um Jäger zu zitieren: im Mekka des Holzbaus.
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Ein Blick ins Büro zeigt Martin Dittberner, der sich mit einer russischen CAD-Datei beschäftigt und den zufriedenen Geschäftsführer Gottfried Jäger (v. li.) © Hannes Plackner

Austauschbarkeit wird wichtiger

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Wurde auch in hsbCAD konstruiert: Der Pyramidenkogel, den Rubner Holzbau in Kärnten errichtete © hsbCAD

Es ist ein Mix aus mehreren Faktoren, welcher hsbCAD für viele Holzbauplaner und -ausführer attraktiv macht. Der Geschäftsführer zählt routiniert die wichtigsten Gründe auf: „Autocad-Basis, und damit die volle Flexibilität einer echten 3D-Planung“, die „Zuverlässigkeit der Maschinendaten“ oder aber den „offenen Informationsfluss“.
Letzterer ist interessant, weil er die Zukunft des Planungsablaufs beeinflussen wird. Um Fehlplanungen zu vermeiden, sollen alle Gewerke künftig auf dasselbe Planungsdokument zurückgreifen. Erste Standards setzen sich da gegenwärtig gerade durch. Wer sich mehr dafür interessiert, sollte die Stichworte „IFC – Industry Foundation Classes“ und „BIM – Building Information Modeling“ googeln. Erste staatliche Auftraggeber schreiben diese Form der Datenaustauschbarkeit schon vor. Für hsbCAD-Nutzer ist das kein Problem. „Autocad Architecture ist IFC-tauglich, also sind wir es auch“, streicht Jäger einmal mehr die Vorzüge des großen Bruders heraus.

Intelligenz beim Einlesen

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hsbCAD kann nach dem BIM-Standard mit anderen Gewerken kommunizieren © hsbCAD

Gegenwärtig gehen beim Verschicken immer wieder Informationen verloren, weil nicht alle in der Lage sind, Autocad-basierte Dateien zu übermitteln. hsbCAD hat dafür einen „intelligenten“ Import entwickelt. Die verbreiteten SAT-Files enthalten nur Volumendaten – beispielsweise einen flachen Quader mit falzförmigen Kanten. Dieses Objekt wird beispielsweise als BSP-Platte erkannt, womit sich BSP-spezifische Eigenschaften (Faserverlauf, Sichtqualität, Maschinenbearbeitungen oder ähnliches) zuordnen beziehungsweise analysieren lassen. „In diesen Bereich haben wir viel Zeit investiert, weil die Qualität der Ursprungsdaten stark variiert. Wir wollen die automatisierte Objekterkennung so weit wie möglich nach vorne bringen“, erläutert Jäger.

Kundenservice an erster Stelle

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Echt dreidimensional: Die Planung in hsbCAD basiert auf Autocad Architecture und ist damit durchgängig, flexibel und dynamisch © hsbCAD

In der vielfältigen Welt der Holzbauplanung entstehen ständig irgendwelche Probleme, die es zu lösen gibt. Kundenservice stehe daher an erster Stelle. Während der Reportage war gerade ein Mitarbeiter dabei für einen russischen Kunden zu prüfen, ob eine zugeschickte IFC-Datei mit hsbCAD sinnvoll bearbeitet werden kann (Antwort: ja).
Und wieder wurde ein Problem vereinfacht.

Europas Holzbau auf den Malediven

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Aussichtsturm auf den Malediven in hsbCAD geplant © Timber-Concept

Ein gutes Beispiel für den Einsatz von hsbCAD ist eine außergewöhnliche Holzkonstruktion auf den Malediven. Das Ingenieurbüro Timber Concept aus dem bayerischen Weißensberg erhielt den Auftrag zur Planung und Lieferung eines Aussichtsturms mit Souvenirshop für ein Ferienresort auf der Insel Vommuli. Bei dem Bau handelt es sich um eine 12,6 m hohe, kokosnussförmige Konstruktion. Timber Concept arbeitet von Beginn an mit hsbCAD und konnte so die Ursprungsdaten im DWG-Format (Autodesk) problemlos öffnen und einlesen. Die Statik wurde gemäß Eurocode gerechnet. Vor allem auf die Stürme (die im Indischen Ozean Orkanstärke erreichen können) mussten die Planer Rücksicht nehmen. Ihre Lösung lautete: außen liegende Tragstruktur aus BSH, Decken aus BSP, Stahlträger als Verstärkung der Öffnungen. Timber Concept orderte das Leimholz bei Hasslacher Norica Timber, Sachsenburg. Da die Kärntner seit Kurzem ebenfalls mit hsbCAD arbeiten, war der Datenaustausch kein Problem.