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Symbolfoto Brettsperrholz © Michael Reitberger

Die Physik des BSP

Ein Artikel von Michael Reitberger | 12.08.2013 - 15:01
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Symbolfoto Brettsperrholz © Michael Reitberger

Stellt man Architekten die Frage: „Warum entwerfen Sie nicht mehr Holzbauten?“, bekommt man nicht selten die Antwort: „Würd‘ ich ja gern‘, aber …“ – Das „Aber“ bezieht sich oftmals darauf, dass ihnen der Holzbau schlichtweg zu kompliziert ist. Kürzlich brachte es eine Wiener Architektin, welche sogar Vorsitzende eines Nachhaltigkeitsausschusses ist, auf den Punkt: „Wenn ich mit Stahlbeton baue, brauche ich nicht viel überlegen. Um in Holz zu bauen, muss ich recherchieren und mich intensiver damit auseinandersetzen.“ Aus planerischer Sicht sollte es doch im Holzbau, seit es Brettsperrholz gibt, ebenfalls nichts anderes sein, als, vereinfacht gesagt, Flächenelemente zu stapeln. Sowohl im Massivbau als auch im Massivholzbau gibt es Regel- und Normenwerke, die anzuwenden sind. Unbestritten ist die Tatsache, dass gewisse dieser Regeln im Holzbau strenger formuliert sind – beispielsweise die viel diskutierten Brandschutzbestimmungen. Aber, dass Architekten vom Bauen mit Holz weniger Ahnung haben als vom Bauen mit Stahl und Beton, ist am wahrscheinlichsten ihrer Ausbildung geschuldet. Hier kommt der Holzbau offensichtlich zu kurz. Das geben viele Architekten auch selbst zu.
Dank einer mittlerweile ganz ordentlichen Anzahl leidenschaftlicher Holzbauarchitekten, -ingenieure und -aktivisten gibt es für Bauplaner und andere Interessenten inzwischen eine breite Reihe an Programmen, Veranstaltungen und Seminaren, wodurch sie ihr Wissen über den Holzbau aufbessern können. Erfreulich daran ist das gefühlt zunehmende Interesse, gemessen an Teilnehmern und Besucherzahlen. Dies bestätigte sich erneut durch die Schwerpunktveranstaltung „Bauen mit Brettsperrholz im Geschoßbau, Fokus Bauphysik“, vergangenen Juli im Grazer Haus der Architektur. Der Holzcluster Steiermark hat gemeinsam mit der Steirischen Wirtschaftsförderung neben wesentlichen Vertretern der österreichischen Holzbranche auch einige wissbegierige Architekten eingeladen. Den Höhepunkt der Veranstaltung stellte die mit Spannung erwartete Vorstellung der gleichnamigen Broschüre durch Dr. Martin Teibinger von der Holzforschung Austria, Wien, dar. „Bauen mit Brettsperrholz im Geschoßbau“ ist eine Planungsbroschüre, welche neben allgemeinen Grundsätzen zum Bauen mit Holz beziehungsweise BSP ebenso aktuelle bauphysikalische Anforderungen und Lösungen anführt. „Baupraktische Empfehlungen und Richtigstellungen von fehlerhaften Ausführungen runden die Broschüre ab“, erklärte Teibinger. Das Kompendium soll bei der Realisierung von mehrgeschossigen Holzbauten als Unterstützung dienen. Teibinger wies allerdings dezidiert darauf hin, dass es eine bauphysikalische Planung und rechtliche Beratung keineswegs ersetzen könne.
Mit der Broschüre existiert also endlich ein Nachschlagewerk zum „Bauen mit BSP“, welches manchen Architekten vielleicht wieder einen Schritt näher zu ihrem nächsten Holzbau bringt. Denn der ist, wie es jemand in Graz formulierte, „gar nicht mal so schwer“.