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Über 35.000 Sitzplätze spannt sich die Konstruktion mit ihrer fachwerkstypischen Leichtigkeit © Fargeot LC Arbonis

Die Leimbau-Connection

Ein Artikel von Hannes Plackner | 25.09.2013 - 13:08
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Über 35.000 Sitzplätze spannt sich die Konstruktion mit ihrer fachwerkstypischen Leichtigkeit © Fargeot LC Arbonis

Türmerleim ist unter Leimholzherstellern ein bekannter Name. Die Leimharzsysteme auf Basis von Melamin, die von BASF entwickelt und hergestellt werden, sorgen bei Hüttemann im Sauerland ebenso für eine hochwertige Verbindung, wie bei der Pfeifer-Group in Imst oder in der neuen BSH-Linie von Schaffitzel und vielen anderen Betrieben in Europa.
Erfunden wurden diese konstruktiven Leimharzsysteme von BASF, dem weltweit führenden Chemieunternehmen. Bis heute werden sie unter dem Markennamen „Kauramin“ hergestellt und weiterentwickelt. Türmerleim und BASF haben ihre Sitze in Ludwigshafen. Diese Nähe zahlt sich aus. Insbesondere bei Leimen für den konstruktiven Holzbau müssen die Ingenieure von Türmerleim und BASF an einem Strang ziehen, um für die Kunden ein optimales, betriebssicheres Produkt zu kreieren. Ein Beispiel dafür findet sich in einem französischen Fußballstadion. Auf nach Nizza!

2400 Blockverleimungen

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Das neue Stadiondach in Nizza © Fargeot LC Arbonis

Ob den Fußballspielern das BSH- und Stahlraumfachwerk auffällt, wenn sie in Nizzas neuer Sportarena aufs Feld traben? Wahrscheinlich schon, denn das Stadion beeindruckt durch seine Dachkonstruktion. Weniger bewusst dürften Ibrahimovi? und Co. die klebstofftechnischen Herausforderungen sein, die zu bewältigen waren. Die hatten es in sich. Als das Leimholzunternehmen Fargeot, Vérosvres/FR, im Januar 2012 das Projekt den Türmerleim-Außendienstingenieuren vorstellte, war klar: Hier ist Innovationskraft gefragt.
Das Dach besteht aus BSH-Trägern mit 20 cm mal 50 cm Querschnitt. Die Planer sahen hohle Elemente vor, die aus vier BSH-Teilen blockverleimt sind. Produktionstechnisch bedingt, entstehen dabei Klebefugen von über 1 mm. Für statisch tragende Leime ist das eine Marathondistanz. 1200 solcher Hohlkastenelemente gibt es. Jedes hat mindestens zwei Blockverleimungen.

Vom Gutachten zur Serienproduktion

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Die präzise abgebundenen Hohlkastenelemente verbinden sich im Tragwerk mit Stahlelementen zu komplizierten, aber sehr stabilen Knoten © Fargeot LC Arbonis

Seit vielen Jahren vertraut Fargeot auf die Kauramin-Produkte. Im Regelfall erfolgt das mit dem Leimsystem 683/688. Doch für die Blockverleimung empfahlen die Anwendungstechniker von Türmerleim die Leim-Härter-Kombination Kauramin-683/686, denn dieses System hat sich bewährt. Türmerleim setzt es bei Blockverleimungen seit über 15 Jahren erfolgreich ein. Doch eine Anwendung wie in Nizza, hatte es bisher noch nicht gegeben.
Daher entschied man sich im Januar 2012, ein Gutachten bei der MPA Stuttgart in Auftrag zu geben, in dem die relevanten Parameter geprüft wurden. Da bereits im II. Quartal der Produktionsbeginn bei Fargeot geplant war, mussten die Projektpartner schnell und effizient vorgehen. Im März 2012 war es dann so weit. In den Stuttgarter Labors mussten die ersten Prüfkörper, hergestellt mit dem Leimsystem 683/686, ihre Stabilität und Widerstandskraft beweisen.

Der einzige MUF-Leim für 1,5 mm-Fuge

Anfang Juni 2012 schloss die dritte Prüfkörperreihe die Tests bei der MPA Stuttgart erfolgreich ab. Das Kauramin-Leimsystem 683/686 bestätigte seine Produkteigenschaften bei Fugendicken bis zu 1,5 mm. „Kein anderer auf dem Markt verfügbarer MUF-Leim erfüllt diese Vorgaben gemäß EN 14080“, erklärt Claus Füger, der für die technische Marktentwicklung konstruktiver Leimharze von BASF verantwortlich ist.
Parallel optimierten die Spezialisten von Türmerleim den Herstellungsprozess, sodass die Serienproduktion termingerecht starten konnte. Noch im Juni 2012 begann Fargeot damit, die Hohlkastenelemente zu verleimen. Mittlerweile ist die Dachkonstruktion abgeschlossen. Erst kürzlich (September 2013) wurde die Arena offiziell eröffnet. Ihren großen Auftritt hat das Oval mit 35.000 Sitzplätzen in drei Jahren. Dann ist Nizza eines der Stadien der in Frankreich ausgetragenen Fußballeuropameisterschaft EURO 2016. Vielleicht erinnert sich dann der eine oder andere Timber-Online-Leser daran, dass diese beeindruckende Kon-struktion erst mit dem Know-how von Türmerleim und BASF zustande kam.

60 Jahre Holzerfahrung mit dem Chemieprimus

Seit über 60 Jahren kooperiert Türmerleim im Holzbereich mit BASF. „The Chemical Company“ (Eigenbezeichnung) ist nach Umsatz und Marktkapitalisierung der größte Chemiekonzern der Welt. Am Hauptsitz der BASF in Ludwigshafen am Rhein werden nicht nur Holzbauleime produziert, sondern es wird auch an neuen Lösungen geforscht.
Vertrieb und Anwendungstechnik sind dagegen in der Hand von Türmerleim. So wird Konzern-Know-how mit Spezialwissen der Holzbaubranche verbunden.

Allianz Riviera in Nizza – Facts

Leimholzhersteller:Fargeot, Vérosvres/FR
Bauherr:Nice Eco Stadium
Verwaltungsbehörde:Stadtverwaltung Nizza
Generalunternehmer:Wilmotte et Associés
Planungsbüro:Iosis et Egis