1405406351434.jpg

Lamellenholz-Exporte aus Deutschland und Österreich in ihre Hauptmärkte © Holzkurier

Deutschland Europameister

Ein Artikel von Gerd Ebner | 15.07.2014 - 08:34
Tu felix Germania – schön, wenn man solch einen starken Heimmarkt hat wie die deutsche Holzindustrie. So kann man auf die eigene Stärke vertrauen, während andere Exportmärkte unter der strengen Sparpolitik leiden. Nichts anderes erkennt man in der Detailanalyse des Außenhandels von Österreich und Deutschland (s. Grafik).
Während Österreich in stark rückläufige Absatzmärkte (Italien) oder Länder mit extrem schwankender Nachfrage (Japan) liefert, verlassen nur vergleichsweise geringe Exportströme Deutschland.

800.000 m3/J für Deutschland

1405406351434.jpg

Lamellenholz-Exporte aus Deutschland und Österreich in ihre Hauptmärkte © Holzkurier

Gegenwärtig ist Deutschland der bedeutendste europäische Markt für Lamellenholz. Betrachtet man alleine den Brettschichtholz-Bedarf, so dürfte sich dieser auf 800.000 m3/J belaufen. Das liegt wenige Prozentpunkte unter dem Rekordjahr 2007. Heuer wird das Absatzniveau zumindest auf dem der Vorjahre liegen. Sogar eine geringe Steigerung wäre denkbar.
Mit einer solchen Heimstärke konnte die deutsche BSH-Branche leichter auf den vormals wichtigsten europäischen Absatzmarkt verzichten: Italien. Der Exportstrom ist von 2010 bis ins I. Quartal 2014 um 90 % eingebrochen. Waren 2010 und 2011 Quartalsexporte von 150.000 m3 und mehr nicht unüblich, verließen im I. Quartal laut Destatis nur noch rund 90.000 m3 Lamellenholz das Land.
Für Nordlam, Magdeburg/DE, ist Italien von großer Bedeutung – die anderen deutschen Produzenten haben sich fast komplett zurückgezogen.
Einen so starken Heimmarkt finden österreichische Produzenten nicht vor. Sie sind daher gezwungen, die Lamellenholzexporte zu steigern. Das gelang auch in den vergangenen drei Jahren – unter anderem lieferte man verstärkt in den größten europäischen Markt: Deutschland. Die Exporte wuchsen von 2010 bis 2013 um 140 %. Im Vorjahr erhielt der neue Fußballweltmeister 164.000 m3 (+14 %).
Doch damit ist Deutschland nur die drittwichtigste Exportnation für Österreich. Neben dem „zweiten Heimmarkt Italien“ rangiert Japan noch vor Deutschland. Nach Japan liefert insbesondere Stora Enso als größter japanischer Leimholzversorger.

2013 war Rekordjahr in Japan

2013 war insbesondere aufgrund sehr guter Preise ein absolutes Rekordjahr für die österreichischen Lieferanten in Japan. Neben den Japanspezialisten konnten im Vorjahr mehrere „Newcomer“ in Fernost reüssieren. 230.000 m3 wurden in Japan abgesetzt. Dazu ist anzumerken, dass speziell das 1. Halbjahr 2013 sensationell gut, das IV. Quartal dann aber deutlich unter Normalniveau lief.

2014 Geduld nötig

Heuer werden in Japan kleinere Brötchen gebacken. Trotz vergleichsweise guter Bauzahlen erholte sich die Importnachfrage noch nicht wirklich.

Stabile Schweiz

Die Schweiz ist der wichtigste Exportmarkt der deutschen BSH-Industrie und der viertwichtigste österreichische Ausfuhrmarkt. Der Bedarf der Eidgenossen wird auch als stabil gegenüber den Vorjahren eingeschätzt – im Gegensatz zu Frankreich, dort wird heuer laut einhelliger Meinung ein Bedarfsrückgang eintreten. Mengenmäßig schon deutlich unbedeutender ist Spanien. Für Österreich ist es ein 40.000 m3/J-Markt, der im Vorjahr um 4 % zulegte.
Alle Märkte zusammen lassen befürchten, dass der Lamellenholzbedarf heuer unter dem Vorjahresniveau zu liegen kommen wird. In den traditionell schwachen Sommermonaten dürften daher vorerst Produktionsrücknahmen an der Tagesordnung stehen. Noch ist es aber zu früh, um das Gesamtjahr zu beurteilen.