Der Titel der Konferenz zeigte die Haltung der italienischen Holzunternehmen auf: „Trotz allem Wille zum Wachstum“, heißt die Devise.
Allgemeines Misstrauen
Das erste „trotz allem“ betrifft die Stimmung des allgemeinen Misstrauens, das seit vielen Monaten den Markt dominiert. Die Holzindustrie reagiert auf diese Situation. Ihre Mitgliedsunternehmen demonstrieren Flexibilität und Vision, insbesondere mit Aktivitäten auf ausländischen Märkten.Fokus auf Export richten
Der Fokus sei vermehrt auf den Export gerichtet. Paolo Fantoni, Präsident von Assopannelli (Plattenindustrie), meinte dazu: „Die Exporte werden im heurigen Jahr im Vergleich zu 2012 voraussichtlich um 5,2% wachsen. Diese Tatsache verdanken wir unserer Green Building Economy, energiesparenden Techniken und dem ‚italienischen Holzhausstil‘, der im Ausland sehr geschätzt wird, da er sich vom Design der dominierenden deutschen und schwedischen Modelle unterscheidet.“Nachdem sich die Unternehmen lange Zeit nur auf den nationalen und europäischen Markt konzentriert hätten, sagte Phil Taylor, Berater der Internationalisierungsoffensive „Made in Italy“, sei es höchste Zeit für eine neue Haltung. Das heiße, Investitionen in Technologien, in spezielle Nischen der Holzkette und ferne Länder und neue Märkte, wie zum Beispiel Ghana und die Länder südlich der Sahara, zu erobern. Dort werden laut Taylor starke Investitionen in die Bauindustrie und in neue Urbanisierungsprojekte getätigt. „Es sind oft die Entwicklungsbanken, die diese Projekte finanzieren. Länder, wie Vietnam oder Mexiko, werden ebenfalls für den Export anvisiert“, berichtete Taylor.
Roberto Snaidero, Präsident des Verbandes FederlegnoArredo, bekräftigte: „Der Holzbausektor hat keine Exporttradition, wie die Möbel- und Designindustrie. Die Daten zeigen jedoch klar einen positiven Auslandsumsatz. Der Verband arbeitet deshalb an einem Aktionsplan in Richtung Internationalisierung und unterstützt die Holzunternehmen beim Export.“ Eine diesbezügliche Hilfestellung für italienische Holzunternehmen würde Investment und Finanzierungen notwendig machen, dazu sei die Zusammenarbeit mit den Kreditinstituten entscheidend, stellte Snaidero klar.
Sensibles Bankensystem gefragt
Giampiero Bergami (Unicredit, Regional Manager Zentrum-Nord) hat aus diesem Grund die Beziehung zwischen Banken und Unternehmen analysiert. Im Rahmen des Jahrestreffens präsentierte er einige neue, für die Holzindustrie entwickelten Produkte. Unter anderem den erleichterten Zugang zu Krediten für Käufer von Holzhäusern. Der Ökonom Stefano Zamagni betonte die Bedeutung von Investitionen in „bahnbrechende Innovationen“. Nur diese Art von Produkten oder Prozessen könnten den Markt grundlegend verändern und damit Aussicht auf Wachstum geben.
Das dritte „trotz allem“ bezieht sich auf den italienischen Heimmarkt.
Italien steht für Qualität
Es gibt zahlreiche Beispiele für italienische Qualität im Holzbau – sowohl im Standardbereich als auch bei herausragenden Projekten. Und das, obwohl die Waldbewirtschaftung und Holznutzung in Italien nicht wie im Ausland aufgestellt ist (Italien rangiert auf dem sechsten Platz bezüglich der bewaldeten Fläche in Europa, aber an letzter Stelle bei der Holznutzung). Aus diesem Grund wählte man als Veranstaltungsort für den Kongress auch Emilia Romagna – jene Region, die 2012 von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht wurde.Mittlerweile sieht man wieder viele ausgezeichnete Beispiele des Wiederaufbaus in Holzbauweise. Im Umfeld der Konferenz wurden drei repräsentative Gebäude besucht, die das große Potenzial des heimischen Holzbaus aufzeigen:
- Kindergarten „Sacro Cuore” – Finale Emilia (MO): Das in Rekordzeit vollständig aus Holz gebaute Gebäude mit 1600 m² Fläche ist eine Schenkung des Fachverbandes FederlegnoArredo und dessen Mitgliedern. Entstanden ist es in Zusammenarbeit mit Planern, Behörden und Privaten. Dabei kamen alle gängigen Holzbausysteme, wie Brettsperrholz, Holzrahmenbau oder die Verwendung von Holzplatten, ohne Klebstoffe zum Einsatz. Der Kindergarten wurde nach ökologischen Kriterien erdbebensicher, energiesparend und mit entsprechenden Brandschutzvorrichtungen gebaut. Der Neubau wurde am 5. Mai eingeweiht und beherbergt 240 Kinder. Schulzentrum in Corporeno – Cento di Ferrara (FE): Die Schule wurde am 28. Oktober 2012 eingeweiht und hat eine Fläche von 6200 m². Das Volumen des Gebäudes ist auf zwei Flügel aufgeteilt: Der eine beherbergt die Grundschule mit 15 Klassenzimmern und weiteren Räumen. Im zweiten Flügel befindet sich die Mittelschule, mit neun Klassenzimmern und zehn Zusatzräumen. Die zwei Gebäudeteile und die 300 m² große Mensa sind durch einen Korridor miteinander verbunden. Die Turnhalle ist 600 m² groß. Die Struktur wurde in Holzbauweise mit einem hohen Grad an Erdbebensicherheit errichtet (ausführende Firma: Sistem Costruzioni, Solignano/IT). Die Bauzeit für den gesamten Schulkomplex betrug nur 78 Tage. Produktionsstandort der „Menu srl“ – Medolla (MO): Die Ausführungsarbeiten für den neuen, erdbebensicheren Produktionsstandort von Menù srl in Medolla (Holzbaubetrieb: Wood Beton) begannen am 28. August des Vorjahres, nachdem das Erdbeben im Mai 2012 die existierenden Gebäude schwer beschädigt hatte. Die Produktionshallen bestehen aus vorfertigten Bausystemen aus Beton, Stahl und Brettsperrholz. Die Tragstruktur des Daches und Aussteifungselemente der Hallen bestehen aus vorgefertigten, großformatigen Holzelementen. Bisher wurde eine Fläche von 11.000 m² überbaut. Der Produktionsstandort wird eine Gesamtfläche von 35.000 m² umfassen.