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Das zehnköpfige Team von DMH wickelt CLT-Projekte von Kufstein aus ab. © DMH

Der CLT-Partner vor Ort

Ein Artikel von Hannes Plackner | 08.04.2014 - 09:25
Mitten im Zentrum des Massivholzbooms sitzen die beiden CLT-Werke von Stora Enso. Je 60.000 m3/J Cross Laminated Timber kann der Ausstoß im Kärntner Bad St. Leonhard und im niederösterreichischen Ybbs erreichen. Beide Werke beinhalten modernste Produktionstechnik. Das beginnt bei der innovativen Keilzinkung und endet beim millimetergenauen CNC-Abbund. Mit dieser Produktion zählt Stora Enso zur ersten Riege unter den Herstellern. Das liegt aber keinesfalls nur an den makellosen Platten, die ausschließlich geschliffen und mit flankenverleimter Oberfläche ausgeliefert werden. Als flächiger Werkstoff nimmt das Massivholzelement riesige statische Kräfte auf und dämmt gegen Kälte, Hitze oder Schall.

Vertrieb in Partnerschaft

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Größtes CLT-Projekt in Italien war 2013 die Via Cenni in Mailand. Das Bild zeigt einen von vier 27?m hohen Türmen. Verbaut wurden über 6000?m3 Brettsperrholz © Johannes Plackner

Stora Enso hat 28.000 Mitarbeiter in 35 Ländern. Als weltweit agierendes Unternehmen hat man früh entschieden, dass CLT in Kombination von eigenen Kräften mit lokalen Partnern vertrieben werden soll. Mit Erfolg. Neben einer eingeschworenen und erfahrenen Stora Enso-CLT-Mannschaft hat man sich drei Partnerbetriebe ins Boot geholt: Das Massivholzhaus (DMH) aus Kufstein, MAK Building aus dem Kärntner Haimburg sowie Zimmerei Massivholz Partner (ZMP) aus dem steirischen Grambach. Das legte einen Grundstein für den Siegeszug der Massivholzbauweise. Denn die drei Partnerbetriebe bilden die perfekte lokale Schnittstelle für die örtlichen Holzbauunternehmen. Alle haben ausgebildete Planer und Handwerker in ihren Reihen. Mit ihrer langjährigen Erfahrung im Massivholzbau wissen sie genau, wie Projekte abzuwickeln sind. Und das schätzen die Kunden. DMH ist von Kufstein aus für Westösterreich und Süddeutschland zuständig. Allein in diesem Umkreis haben die CLT-Experten ein Netzwerk von 170 Partnerbetrieben aufgebaut. Die wenden sich meist mit einem Entwurf für ein konkretes Objekt an die Planungsexperten. „Wir bekommen von unseren Partnern sehr unterschiedliche Planqualitäten – von der Handskizze bis hin zum 3D-CAD-Entwurf“, schildert der technische Leiter Reinhard Aigner. Sein Kollege Andreas Zarfl von ZMP ergänzt: „Unsere Kunden sind froh, dass wir ihnen die aufwändige und zeitintensive Planung abnehmen und dadurch Fehlerquellen minimieren. Wir unterstützen die Holzbaubetriebe von der Planübergabe bis zur Logistik auf der Baustelle und bieten damit alle Leistungen zum BSP aus einer Hand.“ MAK Building beurteilt die Situation folgendermaßen: „Unsere Lieferanten und Kunden sind Partner und diese Partnerschaft wird täglich gelebt“, sagt Geschäftsführer Jürgen Winkler. Er spricht einen wichtigen Punkt an. Betriebe, wie die hier vorgestellten, schließen die Lücke zwischen dem Handwerker und dem Konzern. Gernot Weiß, Head of Partner- & Systemsales, bestätigt diese Aussage aus Sicht des Herstellers: „Wir haben schnell erkannt, dass es sich bei CLT nicht um irgendein Holzprodukt handelt. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einem möglichst umfangreichen Servicepaket rund um das eigentliche Produkt. Diesen Bereich decken wir mit unseren Partnern bestmöglich ab.“

Beratung durch Profis

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CLT-Zentren in Österreich © Johannes Plackner

Meist erkennen die Planer bei DMH, MAK und ZMP auf den ersten Blick, wie sich ein Bauvorhaben am besten realisieren lässt. Sie beraten etwa bezüglich der Wandstärke, der Aufteilung der Segmente, der Baustellenlogistik und so weiter. Am Ende steht ein dreidimensionaler Entwurf, in dem natürlich auch alle Nicht-CLT-Bauteile vorbemessen sind. Dazu zählen etwa Pfetten, Unterzüge oder Stützen. In so einer Projektphase kommt es häufig vor, dass Bauherr, Architekt oder Behörde den Plan abändern wollen. Da alle drei vorgestellten Betriebe mit moderner Software arbeiten, ist das kein Problem. Am Ende gibt es einen Plan inklusive Vorbemessung. Sobald der Statiker seinen Stempel daruntergesetzt hat, geht auch schon die Produktion los.

Jede Platte auf Bestellung

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In den Werkshallen: Ein Vakuumkran hebt das fertig abgebundene CLT-Element an, um es auf den bereitstehenden Lkw-Sattelauflieger zu hieven. © Stora Enso

Brettsperrholz wird in der Regel nur auf Bestellung gefertigt. So ist es auch bei Stora Enso. Beide Standorte sind logistisch ideal neben unternehmenseigenen Sägewerken angesiedelt. Die verwendeten Fichten und Kiefern kommen aus Österreich oder dem benachbarten Ausland. Beide CLT-Produktionen verfügen über das Chain of Custody-Zertifikat von PEFC. Das Holz stammt damit garantiert aus nachhaltigen Quellen.Verleimt wird bei Stora Enso nur formaldehydfrei. Polyurethan klebt in der Fläche und der Keilzinkenverbindung. Die Schmalseiten verbindet ein EPI-Leim. Insgesamt macht die Leimmenge aber nur 1 % aus.Die Platten sind standardmäßig bis zu 2,95 mal 16 m erhältlich. Als erstes Unternehmen hat sich Stora Enso zu den 2 cm-Schritten bei der Plattenstärke bekannt und damit die Planung beim Massivholz deutlich vereinfacht. Sogenannte „C“-Platten mit Deckschicht quer zur Plattenlängsrichtung bietet Stora Enso standardmäßig von 6 bis 16 cm Stärke und drei bis fünf Schichten an. „L“-Platten mit axialer Decklage gibt es von 6 bis 32 cm Stärke und drei bis acht Schichten.In der Regel eignen sich die C-Platten für die Ableitung von Drucklasten (Wände), während L-Platten Biegemomente gut aufnehmen (Decken, Dächer).

Großartige Referenzliste

Viele der größten und beeindruckendsten Massivholzbauten Europas beinhalten Stora Enso-CLT. Dazu zählt etwa das auf der Vorseite präsentierte Projekt Via Cenni in Italien. In den vier Neungeschossern sind 6000 m3 Holz (und damit 6000 t CO2) verbaut. Abgewickelt wurde das Projekt von MAK Building. Doch nicht nur auf die Großobjekte ist man stolz. Die Lis­te der Auszeichnungen im Vorjahr (s. Kasten) zeigt vorbildliche Massivholzbauten von klein bis groß.

Auszeichnungen 2013

Steiermark: Holzbaupreis für Hauptwerkstätte der Grazer Linien, Kategorie „Besser mit Holz“. Umgesetzt wurde das Projekt von Kulmer HolzleimbauKärnten:Anerkennungspreis der Jury für Zentrale von Fenster Dreier

Slowenien: Stora Enso-CLT-Projekte gewannen in drei von vier Kategorien (Wohnbau, öffentlicher Bau, Industrieanlage).

Finnland: Finnischer Holzbaupreis für Nature Centre Haltia mit CLT und Q-Treat von Stora Enso

Großbritannien: Cranleigh Health Centre in Surrey ist „Health Care Project of the Year 2013“.

Österreich/USA: Solar-Decathlon-Gewinner L.I.S.I. wurde mit CLT errichtet.

Weiterentwicklung wird forciert

Alles super also? Für den Augenblick ja, aber die Entwicklung bleibt nie stehen. Die italienischen Partner denken schon darüber nach, wie bereits in der Fertigung Dämmelemente integriert werden können oder wie Bausätze für leistbares Wohnen aussehen könnten. DMH sieht in der Abbundtechnik und der Weiterentwicklung bei Decken- und Dachsystemen Potenzial.Mit der momentanen Situation zeigt sich Stora Enso sehr zufrieden. Aber: „Es gibt immer etwas zu tun – und das ist gut so. Nachhaltiges Bauen, Holzbau in der Stadt und die Sanierung sind wichtige Themen. Wer hier zukünftig Lösungen anbieten kann, wird auch erfolgreich sein“, sagt Weiß. Dass ein gewichtiger Teil des CLT-Vertriebes über Partner organisiert ist, erlaubt es Stora Enso, sich auf seine Aufgaben als Hersteller zu konzentrieren: Marktentwicklung, Forschung, Normung und die Abwicklung von Großprojekten.

Tiroler im Westen

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Das zehnköpfige Team von DMH wickelt CLT-Projekte von Kufstein aus ab. © DMH

Das Massivholzhaus (DMH) darf als echter Brettsperrholz-Pionier gelten. Bereits 2005 wurde das Unternehmen in Kufstein gegründet. Seit 2008 – also gleich nach Produktionsstart – ist DMH Partner von Stora Enso. Die Kufsteiner loben die Qualität des CLT aus Ybbs und Bad St. Leonhard mit verleimten Schmalseiten und geschliffenen Oberflächen. Stora Enso verwendet in beiden Werken formaldehydfreie Leime. Der Abbund geschieht dank der CNC-Portalanlagen millimetergenau.Geschäftsführer Michael Egger (im unten abgedruckten Gruppenbild re. außen) wickelt gemeinsam mit seinen neun Mitarbeitern jährlich 15.000 m3 CLT ab. Diese Menge geht in rund 400 Objekte. Das durchschnittliche CLT-Haus in Westösterreich, Süddeutschland und der Deutschschweiz besteht aus 50 bis 70 m3 Massivholzelementen. Als vorwiegenden Einsatzort spezifiziert Egger Wand- und Deckenplatten bei Neu- und Anbauten sowie Aufstockungen. Einzelne Kunden verbauen CLT als Massivdecke im Holzrahmenbau. Auch Dachplatten werden immer beliebter.Stärken sieht DMH in seiner Erfahrung. Statik, Bauphysik, Kalkulation und Projektabwicklung laufen routiniert. Zimmerer, die mit CLT arbeiten, werden unterstützt. Für die Kunden sind die DMH-Dienstleistungen kostenlos.

Kärntner für Italien

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MAK Building: Sebastian Ladurner, Stefan Berndt, Jürgen Winkler (v. li.) - nicht im Bild ist Eigentümer Federico Marino. © MAK Building

Jung und dynamisch präsentiert sich das sechsköpfige Team von Stora Ensos CLT-Partner für Italien. MAK Building betreut seine Kunden von Haimburg (Kärnten) aus. Über 10.000 m3/J wickelt das Unternehmen rund um Geschäftsführer Jürgen Winkler ab. Als herausragendste Bauten zählt er zuallererst die neungeschossigen Wohntürme in der Mailänder Via Cenni auf (s. Bild S. 9). Allein in diesem Projekt wurden über 6000 m3 CLT verarbeitet. Aber auch die Clinica privata in Loiano (Provinz Bologna) war mit über 1000 m3 CLT ein herausragendes Objekt. Mit einem sechsgeschossigen Büro- und Wohngebäude aus 400 m3 CLT reüssierte MAK Building sogar in der Schweiz, genauer in der italienischsprachigen Stadt Lugano.Im täglichen Geschäft überwiegen Ein- und Mehrfamilienhäuser. Ein typisches Objekt hat 130 m2 und wird mit 50 m3 CLT fertiggestellt. „2013 wickelte MAK Building mehr als 300 Projekt ab – Tendenz steigend“, berichtet Winkler. Eingesetzt wird Stora Ensos CLT im ganzen Gebäude: Außen- und Innenwände, Decken oder auch komplette Objekte. „Die Zimmermeister in Italien schätzen an der CLT-Bauweise vor allem, dass sie einfach, effektiv sowie schnell zu erlernen ist. Aufgrund der trockenen Baustelle ist die Verarbeitung zudem eine saubere Angelegenheit“, sagt Winkler.Und nicht zuletzt mache es Spaß, damit zu arbeiten. MAK definiert CLT ja auch augenzwinkernd mit: „cool – Lifestyle – trendy“.

Steirer im Osten

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ZMP: Peter Steinbauer, Andreas Zarfl mit Gernot Weiß von Stora Enso (v. li.) © ZMP

Genau 565 Projekte hat ZMP im Vorjahr mit 16.500 m3 CLT von Stora Enso abgewickelt. Üblicherweise wenden sich die Kunden mit dem Einreichplan an ZMP. Anhand dessen erarbeitet das Team ein Angebot inklusive Planung, Materialbeschaffung und Transport. Für die Dimensionierung greift ZMP auf ein bewährtes Statikbüro zurück. Die Materialpläne werden dann an die Werke Bad St. Leonhard oder Ybbs übermittelt. „Alles geschieht just in time“, betont Geschäftsführer Andreas Zarfl. „Nichts wird zwischengelagert, sondern sofort nach Abbund zur Baustelle geliefert.“Die Zimmermeister schätzen nach Erfahrungen von ZMP vor allem die hohe Präzision der Vorfertigung und den daraus folgenden reibungslosen Ablauf auf der Baustelle. Das stärkste Segment sind Einfamilienhäuser mit 50 bis 60 m3 CLT in Wänden und Decken.Was waren die beeindruckendsten Bauten mit CLT bisher? Zarfl nennt das Bürogebäude von Fenster Dreier, welches den Kärntner Holzbaupreis gewonnen hat, das MT-Hotel in Zeltweg mit Sichtoberflächen in den Zimmern und ein Einfamilienhaus in der Südsteiermark, wo aus dem Verschnitt der Großformatplatten die Inneneinrichtung hergestellt wurde. Dank der großen Erfahrung könne ZMP sehr schnell Angebote legen und Aufträge abwickeln, argumentieren die Steirer. Zudem werde jedes Projekt wertgeschätzt – groß wie klein.