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Wieser stellt längst vergessen geglaubte Beschläge mit alten Handwerkstechniken originalgetreu her. © Robert Kittel

Denkmalpflege als Marktnische?

Ein Artikel von Robert Kittel | 03.05.2013 - 16:24
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Wieser stellt längst vergessen geglaubte Beschläge mit alten Handwerkstechniken originalgetreu her. © Robert Kittel

Was im Palais Lichtenstein, wo die Heritage Fair Anfang März stattfand, auffiel, ist die große Zahl kleiner, aber hoch spezialisierter Betriebe. Gegenüber dem Vorjahr haben sich Ausstellerzahl und Fläche verdoppelt, nahezu alle Gewerke waren zu sehen. Besser als der Eigentümer einer oberösterreichischen Burg konnte man dieses Angebot an teils selten gewordenen Handwerken wohl kaum in einem Satz zusammenfassen: „Diese Messe hätte ich vor fünf Jahren gebraucht,“ seufzte er: „Jetzt ist es zu spät, jetzt haben wir überall auf den Fenstern diese 08/15 Alt-Wien-Beschläge drauf.“

Historisch korrekte Beschläge

Der Sager kam nicht von ungefähr, stand der gute Mann doch gerade vor dem Messestand von Wieser, allen Spezialisten bestens als Lieferant historisch korrekter Qualitätsbeschläge bekannt. Geschäftsführerin Ing. Angelika Wieser konnte ihm in ihrem Katalog gleich mehrere Möglichkeiten, gotische Fenster stilgerecht anzuschlagen, zeigen. Der Beschlägehersteller fertigt im oberösterreichischen Adlwang originalgetreu, auch nach Muster, mit alten Schmiedetechniken. „Heute wird das oft mit Zinkdruckguss imitiert, das funktioniert aber nicht, weil der bricht“, erläuterte Wieser. „Unsere geschmiedeten Teile brechen hingegen nicht und sind von den Originalen nicht zu unterscheiden, weil sie mit denselben Handwerkstechniken hergestellt werden“, meinte sie nicht ohne Stolz.  

Thermisch verbesserte Kastenfenster

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Hannelore Kranz kennt Kastenfenster in all ihren Spielarten. © Robert Kittel

Kastenfenster in all ihren Spielarten sind für die Sanierungsspezialisten bei der Tischlerei Kranz in Schwanenstadt Standardprodukte. Man findet sie in vielen historischen Gebäuden, wie wie dem Landestheater Salzburg, der Jahnschule in Linz, dem Stadtpalais Liechtenstein in Wien und in Schloss Hof, um die jüngsten Aufträge aufzuzählen. Interessant würde es immer dann, wenn die historischen Vorbilder thermisch verbessert werden sollen, erzählt Mag. Hannelore Kranz: „Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Mit einer beschichteten Verglasung kann man den UW von 2,4 W/m2K, wie mit normalem Floatglas erreicht wird, auf 1,7 W/m2K senken, was relativ viel ist“ – ohne Änderung am Flügelprofil. Noch mehr geht, wenn man beispielsweise die Profilstärke des Innenprofils auf 58 mm erhöhen darf, wenn es die Denkmalpflege erlaubt: „Dann ist mit einer Isolierverglasung beim Innenflügel sogar ein Wärmedämmwert von UW 1,1 W/m²K bis 0,83 W/m²K möglich. Das neue Smartwin historic erreicht mit seiner Profilstärke von 79 mm einen passivhaustauglichen U-Wert von 0,69 W/m²K.“ 

Geschnitzte Türenkunst

Tischlermeister Franz Reischl, Julbach, fertigt Haus- und Innentüren, Tore und Stuben. Der Einmannbetrieb hat sich auf die Rekonstruktion antiker Vorlagen spezialisiert und schafft dabei wahre Schnitzkunstwerke. Eines zeigte die Heritage Fair ganz deutlich: Die Nachfrage nach historisch korrekter Sanierung wächst. Das beweist auch der recht dichte Besuch. Exquisite Arbeiten demonstrierten, das Bedarf dafür vorhanden ist und der hohe Aufwand inzwischen auch honoriert wird.