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Das Velux Sunlighthouse in Pressbaum bei Wien © Adam Mork

Das Prinzip Verantwortung

Ein Artikel von Birgit Koller | 17.06.2013 - 08:43
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Das Velux Sunlighthouse in Pressbaum bei Wien © Adam Mork

Zeigen, was möglich ist: Das war der Hintergedanke des angeblich klimafreundlichsten Holzbaus Österreichs, dem Sunlighthouse in Pressbaum bei Wien (s. Holzkurier Heft 3/11, S. 17–19). Für die Planer und Ausstatter rund um Velux Österreich, Wolkersdorf, und den Vorarlberger Architekten Juri Troy war das Modelhaus ein großer Spielplatz. Eine ausgeklügelte Haustechnik sollte für Wohlbefinden der Bewohner in den Innenräumen sorgen. Architektonische Funktionalität, Raumluft- und Tageslichtqualität wurden werbewirksam großgeschrieben.

Außen hui, innen hui?

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Dr. Peter Holzer: Der Experte durfte das Projekt ein Jahr lang wissenschaftlich begleiten © Birgit Koller

Gesamtenergieverbrauch, Energieproduktion und Gebäudeautomation standen während dieser Monitoringphase im Fokus der Wissenschaftler der Donau-Universität Krems. Familie Dorfstetter durfte ein Jahr lang innerhalb der vier Holzwände leben. Am 10. Juni stellten sie im Tech Gate Vienna öffentlich Zeugnis aus: „Wir befürchteten, dass ein Fensteranteil von über 50 % nicht nur viel Tageslicht, sondern auch Hitze ins Haus bringt“, erinnert sich Ludwig Dorfstetter an seine Bedenken beim Einzug. Trotz zwei extremer Hitzeperioden stieg die Raumtemperatur im Holzhaus jedoch nur an sechs Tagen stärker an und lag im Sommer durchschnittlich bei 24,4° C und im Winter bei 21,3° C. „In den Schlafräumen hätte ich mir allerdings oft mehr Beschattung gewünscht“, ergänzt Yasmin Dorfstetter. Sehr gut war die Luftqualität mit einem durchschnittlichen monatlichen CO2-Gehalt zwischen 437 und 797 ppm.

Wie viel Technik braucht der Mensch?

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Meteorologin Dr. Helga Kromp-Kolb kämpft gegen den voranschreitenden Klimawandel © Birgit Koller

„Die Steuerung der komplexen Gebäudetechnik war anfangs schon eine Herausforderung“, erinnert sich die zweifache Mutter. Auch an die automatische Fensterlüftung habe man sich anfangs erst gewöhnen müssen. „Eine individuelle Steuerung für die Bewohner ist deshalb in jedem modernen Haus unverzichtbar. Zum Wohlfühlen gehörte für uns schlicht auch der Gedanke, dass wir alles bei Bedarf selbst regeln können“, ergänzte Dorfstetter.
„Das Velux Sunlighthouse hat mir einige schlaflose Nächte beschert“, verriet Dr. Peter Holzer, wissenschaftliche Leiter des Departements für Bauen und Umwelt in Krems. Das Ziel sei schließlich ein CO2-neutrales Active House mit erneuerbaren Energiequellen gewesen. „Der prognostizierte Energiebedarf von 50,8 kWh/m2J konnte mit einem tatsächlichen Verbrauch von 50,5 kWh/m2J sogar noch unterboten werden. Zusätzlich produzierte das Sunlighthouse 65,5 kWh/m2J Energie – mehr, als erwartet“, informierte Holzer, der ein derartiges Projekt in Zeiten des Klimawandels für sehr wichtig hält.
Über „das Prinzip Verantwortung“ hielt an diesem Abend Meteorologin Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb einen bewegenden Vortrag. Ihre Kernaussage: „Wir dürfen nicht warten, bis uns Naturkatastrophen, wie das Hochwasser, jährlich heimsuchen. Jeder von uns muss in Zeiten der globalen Erwärmung handeln.“