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Markus Bendler macht MHM im Schwarzwald © Johannes Plackner

Dann machen wir‘s selbst

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 10.06.2014 - 13:54
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Der Stoff, aus dem die Wände sind: kammertrockene, sägeraue, genutete 23?mm-Seitenware © Johannes Plackner

Die Grundidee von Brettsperrholz ist einfach: Günstige Seitenbretter werden kreuzweise verbunden und bilden massive Bauelemente. Knapp 15 % der Menge im deutschsprachigen Raum werden leimlos erzeugt. Darin hat die Massiv-Holz-Mauer (MHM) die Marktführerschaft übernommen. Das liegt wahrscheinlich an der ausgeklügelten Technik. Die erlaubt es Gewerbebetrieben, beim Trend zum Massivholzbau mitzumachen und gleichzeitig die Wertschöpfung zu erhöhen. 40.000 m3 an MHM-Wänden werden 2014 erzeugt werden.
In Süddeutschland kommen heuer drei neue MHM-Produzenten hinzu: Holzbau Bendler im Schwarzwald, Inholz bei Mannheim und Holzbau Binz in Schwaben. Der Holzkurier hat alle drei besucht. Eines überrascht: Obwohl sie kaum vergleichbar sind, nennen sie ganz ähnliche Gründe, die zur Investition in die MHM-Linie führten.

Leimlos in die neuen Zeiten

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Aufgabe geschieht manuell: Ein Mitarbeiter schiebt Querlagenbretter in den Wandmaster © Johannes Plackner

Erst vor wenigen Wochen hat Zimmermeister Markus Bendler seine MHM-Fertigung in Betrieb genommen. Der Holzbaumeister aus dem Schwarzwald komplettiert damit sein Sortiment mit einem leimlosen Wandsystem. Naturbewusstes Bauen mit geringem CO2-Abdruck wird damit noch einfacher. Bendler verwendet in der Regel eine 20,5 cm starke MHM-Außenwand, meist in Kombination mit 14 oder 16 cm starker Holzfaserdämmung.
Großes Augenmerk legt der Betrieb auf Regionalität. Die 23 mm-Seitenware für die MHM-Wände stammt aus zwei Gattersägewerken, die nur wenige Kilometer entfernt Schwarzwaldholz einschneiden. „Die haben für mich getrocknete Ware mit 2 bis 6 m Länge auf Lager. Die kann ich kurzfristig abrufen“, erklärt Bendler seine Versorgung.
Die Ökoholzhäuser finden regional guten Absatz. In der Regel bauen seine Mitarbeiter im näheren Umkreis. Wesentlich weiter ist Bendlers Verkaufsradius, wenn man den Lohnabbund einrechnet. Eine Hundegger K2i (stabförmig) und die zur MHM-Linie gehörende PBA (plattenförmig) arbeiten, um Holzbaustellen zwischen Karlsruhe, Freiburg und München mit abgebundenem Holz zu versorgen.
Die PBA wurde erst vor wenigen Wochen in Betrieb genommen, doch schon sagt der Chef: „Ich bin überrascht, wie gut das auf Anhieb funktioniert hat. Die Cambium-Steuerung ist um Welten bedienerfreundlicher als beim Mitbewerb.“ Die Portalabbundanlage ist integraler Bestandteil von Bendlers Geschäftsmodell des Lohnabbunds. Er orderte daher ein Doppelplatzmodell. Während das Massivholzelement auf der einen Seite bearbeitet wird, legt der Bediener auf der anderen Seite schon das nächste auf.
In Kombination mit der MHM-Linie erwartet Bendler hohe Auslastung. Der 20 Mann-Betrieb rüstet sich für den Dreischichtbetrieb und schult daher mehrere Mitarbeiter an der PBA.

Alles verglichen, nüchtern entschieden

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© Johannes Plackner

Nach fundierter Marktrecherche entschied sich Matthias Elsässer für die MHM-Linie. Der 45-jährige Holzbauunternehmer aus Mannheim ist von der Methode überzeugt. „Wer sich länger mit dem Holzbau beschäftigt, kommt irgendwann zur Massivbauweise.“ Sein Unternehmen „inholz“ versorgt Zimmereien als Systemlieferant mit massiven Holzbauelementen. Für den Ausbau der Massivholzschiene wollte Elsässer ein kreuzlagiges Element ohne Leim herstellen. Weniger Ausdünstungen und bessere Diffusion zählt er als Gründe dafür auf. Nun werden neben Dübelholzdecken auch MHM-Wände vertrieben.
„Ich habe alle leimlosen Systeme am Markt verglichen. MHM ist statisch überlegen, günstiger und lässt sich schneller herstellen“, erläutert der Mannheimer. Als er informiert wurde, dass eine gebrauchte MHM-Linie verfügbar war, ergriff er die Gelegenheit. Die Anlage ging erst Anfang Mai in Betrieb, allerdings wurden schon vier Projekte verkauft: zwei Zubauten und zwei Einfamilienhäuser. Potenzial sieht Elsässer zudem bei Kindergärten, die in Baden-Württemberg fast nur mehr in Massivholzbauweise errichtet werden. Dass die Wand zwar frei von Leim, aber nicht von Metall ist, stört ihn nicht. „Die Alumenge in einem ganzen Haus entspricht zwei Leichtmetallfelgen. Außerdem: Eine ganz metallfreie Wand ist ohnehin nicht möglich. Spätestens wenn die Stromleitungen in-stalliert werden, kommt Kupferlegierung rein.
Von Hundegger und MHM ist der Zimmermeister seit Jahren überzeugt: „Das ist immer noch ein Familienunternehmen, wo der Chef selbst seinen Kunden zuhört. Da habe ich Respekt.“

Vom Sägewerk bis zum Hausbau

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Die PBA von Holzbau Binz (Sonderlackierung) formatiert einen Leimbinder © Johannes Plackner

Echte Tradition im Massivholzbau gibt es beim dritten MHM-Betrieb. Unweit von Holzbau Binz, Ellwangen, bauten schon die Römer ihren Limes – im Grunde auch nichts anderes als eine massive Holzmauer. Heute zeichnet sich der Betrieb von Ingbert Binz durch seine Wertschöpfungstiefe aus. Im Langholzsägewerk wird das Bauholz zugeschnitten und technisch getrocknet. Die Seitenbretter werden nun in der MHM-Linie veredelt, die während der Betriebsreportage gerade aufgebaut wurde. Mit 4 mal 6 m Endformat erzeugt die Anlage die bislang größten MHM-Elemente (üblich sind 3,25 mal 6 m). Binz möchte die Massivholzmauern aber bei Hallenbauten verwenden, etwa als Bürokopf. Da zahlen sich größere Formate aus.
Zweiter Grund für die Investition ist aber die PBA. Mit ihrem Maximalformat von 4,31 mal 25,5 m (Zweiplatzvariante) bindet sie selbst größte Leimbinder ab. Die Anlage ist mit einem Werkzeugwechsler ausgerüstet und fertigt damit komplizierte, ästhetische Anschlüsse ebenso rasch, wie sie Türen und Fenster in die MHM-Wände sägt.
Von Hundegger ist man in Ellwangen seit jeher überzeugt. Die erste Abbundanlage (eine P8) kam schon 1986 in den Betrieb – damals noch in enger Zusammenarbeit mit Unternehmensgründer Hans Hundegger. Dass sich daran nicht viel geändert hat, schätzt man bei Binz sehr. „Wir haben auf der Dach+Holz mit Hans Hundegger über unsere Wünsche gesprochen und er hat uns auf die Möglichkeiten der MHM-Linie aufmerksam gemacht.“ So kommt es, dass ein Betrieb, der lange Zeit in erster Linie Kartoffellagerhallen oder Pferdeställe erzeugte, nun auf den hochwertigen Einfamilienhausbau abzielen kann. „Es gibt immer wieder Kunden, die Vorbehalte gegen den Holzrahmenbau haben. Die können wir jetzt aus eigener Produktion beliefern“, sagt Binz.

Flexibilität und Fairness

Von 15 bis 60 Mitarbeiter und unterschiedliche Sortimente haben die vorgestellten Betriebe. Umso mehr fällt auf, dass jeder dieselben beiden Gründe für die MHM-Linie nannte: Die Möglichkeit, eine PBA anzuschaffen und über die MHM-Produktion gleich eine Grundauslastung zu haben. Mindestens ebenso wichtig war ihnen die angenehme, ergebnisorientierte Unternehmenskultur bei Hundegger. Und das gelte im selben Ausmaß auch für die Massiv-Holz-Mauer Entwicklungs-GmbH, hieß es.

„Regionalität ist mir wichtig“

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Markus Bendler macht MHM im Schwarzwald © Johannes Plackner

Markus Bendler baut als Zimmermeister im Nordschwarzwald den Großteil seiner Häuser in engster Umgebung. Es ist nur logisch, dass das Holz dafür auch aus der waldreichen Gegend kommt. Bendler entschied sich für die MHM-Linie, weil er damit das heimische Holz zu massiven Wänden veredeln kann. Dabei setzt das 1892 gegründete Unternehmen auf Hightech. Schon kurz nach der Jahrtausendwende wurde die erste Hundegger-Abbundanlage angeschafft. Heute bietet Bendler mit einer K2i und der zur MHM-Linie gehörenden PBA neben hochwertigem Holzbau auch Lohnabbund.

„Habe alles verglichen“

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Matthias Elsässer vor seiner neuen Linie © Johannes Plackner

Massivholzbau mit Leib und Seele verkörpert Matthias Elsässer. Schon seit 14 Jahren erzeugt er mit dem Unternehmen „Inholz“ Dübelholzelemente in Mannheim. MHM-Wände sind die perfekte Ergänzung im massiven Holzsystembau. Davon ist Elsässer überzeugt, nachdem er alle am Markt befindlichen Lösungen für leimfreies Brettsperrholz verglichen hat.Dass die Technik von Hundegger kommt, machte die Entscheidung nochmals einfacher. Bereits seit drei Jahren besorgt eine Speedcut SC3 den Zuschnitt in der traditionsreichen angeschlossenen Zimmerei Holzbau Elsässer.Die MHM-Elemente landen entweder in der eigenen Zimmerei oder werden über Inholz an regionale Holzbaubetriebe verkauft.

Wir bleiben flexibel“

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Lothar und Ingbert Binz (v. li.) in ihrem Sägewerk und Holzbaubetrieb in Ellwangen © Johannes Plackner

Dass wir hier in Schwaben sind, ist ab dem ersten Wort klar. Dass Vater und Sohn Binz überzeugte Holzbauunternehmer sind, auch. Der Betrieb mit 60 Mitarbeitern ist bekannt für Hallenbau, freut sich aber auch über zunehmende Nachfrage nach Massivholzhäusern. Die MHM-Linie deckt beide Bereiche ab. Der Wandmaster veredelt Seitenware aus dem eigenen Sägewerk. Die PBA ist für den Abbund der Wände und weit spannender Leimbinder gleichermaßen ausgestattet. Hundegger setzt man in Ellwangen schon seit 1986 ein. Trotz des Erfolgs fühlt man sich gut betreut. Geschäftsführer Ingbert Binz lobt das Verhältnis auf „Augenhöhe“ mit den Maschinenbauern aus Hawangen.