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Bedarfsriesen Kraftwerke: Holländische und belgische Anlagen benötigen jeweils 1 Mio. t/J Pellets © Pro Pellets Austria

Boom weltweit

Ein Artikel von Dr. Christian Rakos | 22.06.2006 - 18:29
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Bedarfsriesen Kraftwerke: Holländische und belgische Anlagen benötigen jeweils 1 Mio. t/J Pellets © Pro Pellets Austria

Pellets sind fast über Nacht zu einem Thema geworden, das globales Interesse hervorruft - das beweist der Besuch auf der 2. Weltpelletskonferenz vom 30. Mai bis 1. Juni mit über 1200 Teilnehmern aus 60 Ländern in Jöngköping/SE. Über 100 Teilnehmer kamen aus China, 100 aus den USA. Von Lateinamerika bis Südostasien, von Südafrika bis Russland fanden sich Interessenten ein. Auf der 1. Weltpelletskonferenz in Stockholm/SE 2002 waren es kaum 300 Teilnehmer gewesen.

50 Mio. t/J bis 2020 in China. Besonderes Aufsehen erregte der Eröffnungsvortrag des Vorsitzenden des chinesischen staatlichen Elektrizitätsversorgungsunternehmens. Bis 2020 will China 50 Mio. t/J Pellets produzieren und sowohl zur Wärmeversorgung von Haushalten als auch in industriellen Kesseln verwenden.
Das chinesische Rohstoffpotenzial wurde mit 350 Mio. t holziger Biomasse und 350 Mio. t Stroh angegeben. Jährlich sollen 20 bis 30 neue Biomassekraftwerke mit einer installierten Leistung von je 25 MW elektrisch errichtet werden.
Extrem dynamisch verläuft auch die Entwicklung am US-Pelletsmarkt. Wurden 2002 noch 40.000 Öfen pro Jahr verkauft, so stieg diese Menge im vergangenen Jahr auf 120.000 Stück. Der Markt wuchs in diesem Zeitraum von 500.000 auf 1 Mio. t/J und war im vergangenen Jahr komplett ausverkauft. Für heuer wird ein weiteres Wachstum der Pelletsproduktion auf 1,4 Mio. t erwartet.

Großanlagen mit Riesenbedarf. Auch in Europa zeichnet sich eine stürmische Marktentwicklung ab. Während der Pelletseinsatz in Kleinanlagen nur in wenigen Ländern eine substantielle Größe erreicht hat (Schweden 500.000 t/J, Dänemark 200.000 t/J sowie Deutschland, Österreich und Italien je 300.000 t/J) steigt der Einsatz in Großkraftwerken derzeit sprunghaft an. Vor allem in Holland und Belgien hat die Nutzung von Pellets als biogener Rohstoff in Kohlekraftwerken für die Erzeugung von Ökostrom dramatisch zugenommen.

Förderung speist Nachfrage. Weiter angeheizt wird der Pellets-Bedarf in Holland durch eine neue Einspeiseregelung, die ab 1. Juli für die Produktion von Ökostrom aus Holz eine wesentlich höhere Prämie (6 Cent/kWh zusätzlich zum Marktpreis) zur Auszahlung bringt, als für andere biogene Rohstoffe - etwa Ernterückstände - für die nur 2,5 Cent/kWh Prämie gewährt wird. Dadurch wird die Nachfrage nach Holzpellets im Kraftwerkssektor weiter signifikant ansteigen.
Große Mengen werden auch in dänischen und schwedischen Kraftwerken genutzt. Auch in England könnte der Einsatz von Pellets in Kraftwerken noch ein großes Thema werden, erste große Kraftwerke wurden bereits für den Pellets-Einsatz umgerüstet.

Workshop für Versorgungssicherheit.
Ausgelöst durch das abrupte Ansteigen der Nachfrage am Kraftwerksmarkt und die relativ hohen Preise, die für Pellets bezahlt werden können, sind diese zur Zeit in ganz Europa Mangelware. Aus diesem Grund wurde auch von proPellets Austria ein sehr gut besuchter Workshop zum Thema „Versorgungssicherheit für den Pelletseinsatz am Heizungsmarkt” organisiert. Fazit des Workshops: Die hohen Einspeisetarife für den Einsatz von Holz in Kraftwerken stellen ein ernsthaftes Problem für die Versorgungssicherheit am Kleinanlagensektor dar.
In größeren Feuerungen sollten vor allem biogene Brennstoffe mit weniger günstigen Verbrennungseigenschaften zum Einsatz kommen. Weltweit bieten sich eine Vielzahl von Rohstoffen an, die in Kraftwerken wirtschaftlich genutzt werden können.
Insgesamt wurde für offenere Märkte plädiert. Eine Differenzierung der Märkte sowie der zum Einsatz kommenden Pelletsqualitäten ist zu erwarten. Wesentlich verbessern ließe sich die Versorgungssicherheit am Brennstoffmarkt auch durch die Anlage größerer Lager, durch verbessertes Qualitätsmanagement bei der Pelletsproduktion, aber auch durch eine Flexibilisierung der Heizkessel, die unterschiedliche Pelletsqualitäten nutzen können sollten.

Markttransparenz notwendig. Einigkeit herrschte auch darüber, dass die Transparenz der Märkte durch systematische Marktbeobachtung durch Verbände und internationale Zusammenarbeit erhöht werden sollte.

Noch Zeit der Pioniere.
Was bleibt ist der Eindruck, dass sich der Pelletsmarkt erst in einer sehr frühen Phase der Entwicklung befindet und noch viel vor sich hat. Das bringt große Chancen mit sich, aber auch besondere Herausforderungen, Unsicherheiten und Risken für die Pioniere, die diesen Markt aufbauen.