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Die hölzernen Blüten des D1-Towers in Dubai © Hess Timber

Blütezeit für den Holzbau

Ein Artikel von Birgit Koller | 20.12.2013 - 08:42
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Die hölzernen Blüten des D1-Towers in Dubai © Hess Timber

Mit der Fertigstellung des neuen Illwerke-Zentrums im Montafon (IZM) wurde mehr geschaffen als der bloße Bau eines weiteren Verwaltungskomplexes, der sich sang- und klanglos in die Statistik österreichischer Büroneubauten einreiht. Der markante Punkt am Ufer des Vandanser Speichersees stellt die selbstbewusste Neudefinition eines gesamten Landschaftsbildes dar und steht zudem für ein Paradebeispiel eines Gebäudes, das nach den obersten Prinzipien „grüner Architektur“ entworfen wurde.
Im September dieses Jahres konnte das neue 30 Mio. € schwere Zentrum des Vorarlberger Stromproduzenten nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit bezogen werden. Seitdem nehmen 265 Mitarbeiter in dem 10.000 m² Nutzfläche umfassenden Holzhybridbau Platz. Die Nachhaltigkeit des Gebäudes war oberstes Ziel für den Bauherrn, welcher sich im Rahmen eines Architekturwettbewerbs für den Entwurf von Architekten Hermann Kaufmann ZT, Schwarzach, entschied. Projektleiter Architekt Christoph Dünser plante das 120 m lange Gebäude, welches mit einem Viertel seiner Länge in den See ragt.
„Die Entscheidung, in den See hineinzubauen, hat natürlich zu allererst einen pragmatischen Grund, denn anders wäre der Längsbaukörper nicht möglich gewesen. Andererseits entsteht dadurch ein Moment des Ungewöhnlichen mit gesteigertem räumlichen Potenzial“, weiß der verantwortliche Architekt. Mit der Generalübernahme wurde die Rhomberg-Tochter Cree, Dornbirn, betraut. Als ausführendes Unternehmen wurde Holzbau Sohm, Alberschwende, engagiert.

Bauen mit System wie beim LCT-ONE

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Die vier Stockwerke des Zentrums sind relativ leicht um weitere Geschosse zu erweitern - am Ende ihres Lebenszyklus können sie demontiert werden © Norman A. Müller, Vorarlberger Illwerke

Mittlerweile international bekannt, hat Cree in mehrjähriger Forschungsarbeit ein Holzhybridgebäude-Konzept entwickelt, welches großvolumige Bauwerke aus Holz mit bis zu 30 Stockwerken zulässt. In Form des LCT-ONE (LifeCycleTower) in Dornbirn wurde dies bereits vorgeführt. Das Konzept – mit Holz als zentralem Aufhänger für eine kostengünstige, hochmoderne und komfortable Bauweise – wurde auch im IZM umgesetzt und mit seriellen Elementen konzipiert. Auf verleimten, in die Fassade integrierten Stützen liegen Holz-Beton-Verbundelemente auf.

Arabische Blüten nun endlich aufgegangen

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Einzigartig am Cree-System ist, dass die tragenden Elemente nicht beplankt sind - so kommt die ungekapselte und nicht beplankte Holzstruktur zum Vorschein © Norman A. Müller, Vorarlberger Illwerke

Bereits 2011 wurde im Zuge des Holzbau-Forums in Garmisch über die „hölzernen Blüten des D1-Towers“ in Dubai berichtet. Da die Montage zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen war, wurde jedoch nur der erste Teil dieses Projektes vorgestellt. Anfang Dezember 2013 war es dann so weit: Rensteph Thompson von Hess Timber, Kleinheubach/DE, präsentierte das außergwöhnliche Holzprojekt.
Jedes der Dächer besteht aus 261 Bauteilen und 187 Knotenpunkten. „Während der gesamten Montage, die mittels komplettem Lehrgerüst erfolgte, wurden Referenzsenkbohrungen auf den Bindern immer wieder mit den Sollwerten aus dem CAD-System verglichen. Nur so konnte sichergestellt werden, dass sämtliche Bauteile und Knotenpunkte zusammenpassen“, berichtete Thompson über das schwierige Unterfangen. Mithilfe von zwei fest montierten Gewindestangen und einem Stecksystem konnten die Nebenträger an den Hauptträger gesteckt werden. 24 Tage brauchten die Arbeiter für die Befestigung der ersten Holzblüte. „Die restlichen Dächer konnten dann schon in 15 Tagen pro Dach von September bis Dezember an den gläsernen Turm geschraubt werden“, informierte Thompson.