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Die um 17° geneigte EWD-Blockbandsäge mit vorgeschaltetem Spaner und Trennkreissäge © Martina Nöstler

Bandsägen-Newcomer

Ein Artikel von Martina Nöstler | 11.02.2014 - 08:26
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Die um 17° geneigte EWD-Blockbandsäge mit vorgeschaltetem Spaner und Trennkreissäge © Martina Nöstler

Eigentlich hat die Blockbandsäge den Ruf, vor allem bei Qualitätseinschnitt beziehungsweise einem hochwertigen Produktsortiment die geeignete Technologie zu sein. Dass dies nicht immer der Fall ist, zeigt das Beispiel im Sägewerk Koddenbrock im niedersächsischen Goldenstedt. Nach einem Brand am 2. Februar 2012, bei dem die gesamte (erst 2006 neu errichtete) Produktionshalle zerstört wurde, haderte Inhaber und Geschäftsführer Andreas Koddenbrock zunächst mit dem Wiederaufbau, wie er beim Holzkurier-Besuch erzählt. Nach einigen Wochen stand aber der Neustart fest. Er begab sich auf die Suche nach passenden Ausrüstern und Technologien und ließ sich von EWD-Projektleiter Peter Schachtner nach einigen Betriebsbesichtigungen endgültig überzeugen: Eine geneigte Bandsäge ist die richtige Technologie.

Flexibler, einfacher, besser

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Andreas Koddenbrock und Peter Schachtner (v. li.) "über" der neuen Bandsägenanlage © Martina Nöstler

Koddenbrock zählt hinsichtlich der Vorteile viele Faktoren auf: „Ich bin mit der Bandsäge wesentlich flexibler. Der Produktionsablauf gestaltet sich einfacher, da bei der Bandsäge Model und Bretter nacheinander – und nicht gleichzeitig – zu den nachfolgenden Maschinen gelangen. Außerdem ließ sich der neue Produktionsablauf einfacher automatisieren.“ EWD, Altötting/DE, lieferte aber nicht nur die Bandsäge, sondern auch die nachfolgende Besäum- und die Auftrennsäge sowie die gesamte Mechanisierung zwischen den Anlagen. „Da wir nur einen Lieferanten haben, haben wir keine Schnittstellenprobleme“, erklärt Koddenbrock ein für ihn wichtiges Entscheidungskriterium.
Dass er vor dieser Investition dennoch Respekt hatte, zeigen folgende Worte: „Wir hatten große Angst vor der Bandsäge und vor allem vor dem neuen Werkzeug und dessen Manipulation.“ Der Geschäftsführer räumt aber in einem Atemzug mit diesen Vorurteilen auf: „Wir setzen im Moment die Bandsägeblätter von Forezienne ein und sind absolut zufrieden. Der Service funktioniert tadellos“, urteilt Koddenbrock. Mit einem Sägeblatt schneidet er zwei Schichten, also über 300 fm. Das Zusammenspiel von Bandsäge und Werkzeug ist perfekt: Koddenbrock hat keine Maßhaltigkeitsprobleme. Er erreicht beim Sägeschnitt eine Genauigkeit von ±0,6 mm. Damit wird er den hohen Anforderungen der Kunden in der Paletten- und Verpackungsindustrie gerecht.

Bis 1,7 m lange Stämme

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Kein Poltern und Scheppern mehr: Durch die Neigung von Bandsäge und Spannwagen gleitet das Holz sanft auf das Förderband © Martina Nöstler

Da Koddenbrock sich auf die Belieferung der Paletten- und Verpackungsindustrie spezialisiert hat, sind die Rundholzlängen dementsprechend kurz. Sämtliche Anlagen bewältigen Längen ab 1,7 bis 5,2 m. Das entrindete und hinsichtlich Metalleinschlüssen kontrollierte Rundholz gelangt über einen Blockzug und einen angetriebenen Zuteiler auf den Spannwagen mit drei einzeln verstellbaren Spannböcken. Eine Microtec-3D-Messanlage ermittelt die Stammkontur und die Optimierung generiert selbstständig das bestmögliche Schnittbild. „Das ist eine enorme Zeitersparnis“, weiß Schachtner.

Ein Mitarbeiter für alle Anlagen

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Schaltzentrale des Sägewerks: Nur ein Mitarbeiter bedient die Bandsäge und überwacht gleichzeitig den Combimes und die NKU 150 © Martina Nöstler

Damit keine Störschwarten anfallen, hat sich Koddenbrock für einen Spaner PF 19 vor der Bandsäge entschieden. Die Spanerscheibe wurde hinsichtlich hoher Oberflächengüte neu konfiguriert. Aufgrund der bis zu 1,3 m im Durchmesser starken Hölzer wurde auch eine Trennkreissäge für einen Horizontalschnitt installiert. Der Bandsägenführer, der gleichzeitig auch die nachfolgenden Maschinen kontrolliert, muss „lediglich“ den Vorschub in die Hand nehmen. Den Rest erledigt die Bandsägen-Steuerung überwiegend selbst. Im Vor- und Rückwärtsschnitt trennt die 1800er-Blockbandsäge den Stamm Brett um Brett auf – mit einer enormen Leistung. „Beim kürzlich erfolgten Leistungstest erreichten wir die garantierten 22 fm/h“, zeigt sich der EWD-Bandsägenprofi sichtlich erfreut.
Die Werkzeuge bezieht Koddenbrock, wie eingangs erwähnt, von Forezienne. Die Franzosen sind oft erfolgreicher Erstausrüster. „Die lange Erfahrung von Forezienne macht sich bezahlt“, weiß Schachtner.

Vom Stamm zum Palettenbrett

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Einzugstisch der Combimes-Anlage - im Querdurchlauf wird das Schnittholz mit Lasern vermessen © Martina Nöstler

Sowohl die Seitenware als auch die Model gelangen über ein Förderband und einen Querförderer mit Vereinzelungsfunktion zur nachfolgenden Combimes-Besäumanlage von EWD. Mit der Kreissäge DK 90 ist ein bis zu dreistielig variabler Einschnitt möglich. Die Maschine bewältigt Stärken von 17 bis 160 mm. Der Durchlass liegt bei 1 m, die maximale Besäumbreite bei 70 cm. Am Quereinzugstisch befindet sich zudem die Vermessung mit Lasern. „Die DK 90 optimiert die Ware auch für die nachfolgende Auftrennsäge, denn zur NKU 150 gelangt nur annähernd scharfkantige und passende Ware – keine Seitenware oder Verschnittdimensionen“, führt Koddenbrock aus.
Die anschließende Mechanisierung trennt die in der DK 90 gesägten Bretter von den Modeln. Erstere werden in Richtung Sortierung beziehungsweise Stapelung ausgeschleust. Die starken Dimensionen gelangen im Quertransport in Richtung NKU 150 – die Auftrennsäge für Palettenbretter von EWD. Ein Kallfass-Trimmer kürzt die Hölzer auf die benötigte Fertiglänge von 80 cm bis 4 m. Dafür stehen fünf Kappsägen zur Verfügung.
Die NKU 150 ist als Doppelwellenkreissäge mit Fixeinhang konstruiert und hat zwei 160 kW starke Motoren. Die Einspannbreite beträgt 600 mm. Die Palettenbretter kommen im Anschluss zur Timme-Sortier- und Stapelanlage.

Vier Mitarbeiter

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Die starken Hölzer kommen nahezu scharfkantig zur Querkappanlage und anschließend in die Vielblattkreissäge NKU 150 von EWD © Martina Nöstler

Koddenbrock betreibt das Sägewerk im Wesentlichen mit vier Mitarbeitern in einer verlängerten Schicht. Sein Zieleinschnitt in 2014: 36.000 fm. 50 % der erzeugten Menge bleiben in Deutschland, die andere Hälfte geht in die Beneluxländer. „Nach dem Wiederaufbau hat sich unser Einschnittbild verändert. Mit dem Gatter haben wir noch mehr Kantholz erzeugt, jetzt liegt der Schwerpunkt auf den Brettern“, sagt Koddenbrock. Mit seiner Bandsäge ist das kein Problem – er ist flexibel, um auf die Kundenwünsche rasch eingehen zu können.

Sägewerk Koddenbrock

Gegründet: 1949
Standort: Goldenstedt/DE
Geschäftsführer: Andreas Koddenbrock
Mitarbeiter: 24
Einschnitt: 36.000 fm (Plan 2014)
Produkte: sämtliche Schnittholzdimensionen für die Verpackungs- und Palettenindustrie, Bauholz
Absatz: Deutschland, Benelux