1378114587279.jpg

Mit zwei Holztürmen bildet die Gesamtanlage einen geschützten Hof, der beheizte Außenpool bietet saisonunabhängigen Badespaß © Ronacher Architekten

Baden wie in der Belle Époque

Ein Artikel von Birgit Koller | 09.07.2013 - 11:33
1378114587279.jpg

Mit zwei Holztürmen bildet die Gesamtanlage einen geschützten Hof, der beheizte Außenpool bietet saisonunabhängigen Badespaß © Ronacher Architekten

Für das Objekt am Millstätter See wurde von Ronacher Architekten, Hermagor, gemeinsam mit Kohl & Partner Tourismusberatung, Villach, ein Bautypus entworfen, der sich hinsichtlich seiner Längsstreckung, Öffnung zum See und der zusätzlichen beiden Turmbaukörper an eine traditionsreiche Bauweise anlehnt. Das Gebäude steht im unmittelbaren Uferbereich. Großzügige Glasfensterfronten holen den See direkt ins Haus. In den sieben Kabinen des geräumigen Spa verwöhnen individuelle Behandlungen Körper und Seele. Vier Saunakabinen, ein Tepidarium, ein Soledampfbad sowie das 35° C warme Wasser des 60 m² großen Außenpools sorgen für Gelassenheit.
Mit den beiden Türmen bildet die Gesamtanlage einen geschützten Hof. Von der vorgegebenen Holzbauweise war Architekt Dr. Herwig Ronacher sofort begeistert. Bereits vor 28 Jahren hat er die Liebe zum nachwachsenden Baustoff entdeckt, damals baute er sein erstes Holzhaus. „Gibt es was Schöneres? Holz ist so vielfältig und strahlt für mich nur Positives aus“, schwärmt der Architekt. Die Außenwände des Badehauses sind Holzriegelwände mit 40 cm Zellulosedämmung (Passivhausstandard). Die Dachelemente wurden ebenso mit 40 cm dicker Wärmedämmung versehen. Die Zwischenwände wurden mit Brettsperrholz realisiert. Nur der Keller und die erdverbundene Rückwand des Erdgeschosses sind in Stahlbeton ausgeführt. Platz bietet das charmante Resort für 150 Badegäste – jedem Besucher wird eine bequeme Holzliege garantiert. Die Bauherren wollen bewusst nicht mit den klassischen Thermen der Region konkurrieren. Das Konzept richtet sich an Ruhe suchende Menschen und nicht an Familien mit Kindern. Das Angebot ist auf Massage, Wellness und Sauna ausgerichtet. Tourismusberater Manfred Kohl ergänzt: „Das Badehaus ist eine Wellnessabteilung für den ganzen Ort.“ Damit erhalte Millstatt eine ideale Ergänzung für kleinere Hotelbetriebe und Pensionen ohne eigene Spa-Abteilung.

Energieeffizienz strafft Haushaltsrechnung

13781145886499.jpg

Wellnessoase: Die Inneneinrichtung setzt die schlichte Eleganz des Badehauses fort, als Material wurde ebenfalls Holz gewählt © Ronacher Architekten

Energieeffizienz ist die Grundlage für die straffe Wirtschaftlichkeitsrechnung, die Kohl für das 3,6 Mio. € teure Badehaus erstellt hat. „Der Bau ist relativ zügig vorangegangen. Deshalb konnten die vorgegebenen Kosten inklusive aller Nebenkosten und der Einrichtung eingehalten werden“, so der Tourismusberater. Herzstück des Ruhetempels ist eine ausgeklügelte Haustechnik, die laut Ronacher enorme Kosten spart. Der Baukörper beziehungsweise die Dachkonstruktion sind derart konzipiert, dass die gesamte Dachfläche zur Südwestseite mit 200 m2 Solarthermie und 5 kW Fotovoltaik ausgestattet werden konnte, um einen Teil der erforderlichen Energie (Heizung des Außenbeckens und des Saunabereiches) mit solarer Gewinnung abzudecken. „Schwimmbäder sind die größten Energiefresser“, weiß der Architekt. Daher waren die Passivhaushülle und eine energieeffiziente Haustechnik die primären Planungsvorgaben. „Alle Stückerl“ spiele auch die Heizungs- und Lüftungsanlage: Die Saunaabluft wird in die mechanische Lüftungsanlage eingebunden beziehungsweise mit dieser abgesaugt und über einen hocheffizienten Doppelwärmetauscher energetisch rückgewonnen. Ein elektronischer Klimamanager misst zusätzlich den CO2-Gehalt in den Saunakabinen und regelt je nach Bedarf die Lüftungsleistung. Das Projekt wurde zum Großteil vom Land Kärnten und der Kärntner Tourismus Holding finanziert.