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BSP-Analyse: Hersteller © Johannes Plackner

BSP ist nicht mehr wegzudenken

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 21.03.2014 - 16:23
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BSP-Analyse: Hersteller © Johannes Plackner

Unbeirrt schreitet das Brettsperrholz in seinem Lebenszyklus voran. Mittlerweile werden rund 500.000 m3/J in Mitteleuropa erzeugt. Längst hat BSP das Nischendasein verlassen. Jeder ernst zu nehmende Holzbauarchitekt hat davon gehört, viele haben damit schon gearbeitet. In allen Bundesländern und Kantonen gibt es Vorzeigebauten mit massiven Holzwänden und -decken. Schrittmacher dieses Marktwachstums ist eindeutig Österreich. Die größten BSP-Hersteller sind allesamt in Kärnten, Salzburg, der Steiermark und in Niederösterreich angesiedelt. Dank Investitionen in Höhe von Dutzenden Millionen Euro können die industriellen Hersteller schnell, millimetergenau und hochwertig liefern. Das klingt auf den ersten Blick positiv, hat aber ambivalente Auswirkungen auf den Markt – je nach Sichtweise.

Wo bleibt die Wertschöpfung?

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BSP-Analyse: Typ © Johannes Plackner

Brettsperrholz ist für Holzbauunternehmer Gefahr und Chance zugleich. Nicht wenige sind argwöhnisch. Sie sehen ihr Geschäftsmodell wegbrechen, wenn fast fertige Wände millimetergenau abgebunden auf die Baustelle kommen. Sind diese mit Steckverbindern ausgerüstet, ist die Montage eine Sache von Minuten. Die Augen vor dieser Methode zu verschließen, wäre trotzdem ein Fehler. Bauherren schätzen eine massive Wand, „wo der Nagel hält, egal wie man ihn einschlägt“, und die Kinder auch mal etwas lauter werden können, ohne dass man im Elternschlafzimmer alles mithören muss. Doch zunächst Entwarnung: Die Holzriegelbauweise wird nicht verschwinden. Dafür sind Massivholzwände und -decken zu kostspielig. Drei Viertel der Zimmerleute (s. Kasten) denken nicht, dass BSP Riegelkonstruktionen verdrängt. Ziegel und Beton müssen sich da schon mehr Gedanken machen.BSP ist eher als Hebel zu sehen. Holzbaubetriebe, die sich drauf spezialisieren, können plötzlich mit wenig Belegschaft große Objekte abwickeln und entsprechende Umsätze generieren. Besonders für gut ausgebildete Jungzimmermeister ohne elterlichen Betrieb ist die Bauweise eine Möglichkeit, um sich selbstständig zu machen. Große Investitionen in einen Maschinenpark sind unnötig. Bloß geschickte Planung und ebensolches Projektmanagement braucht es.Einen anderen Weg bieten Hersteller von Kleinformatplatten. Handliche Elemente mit 60 bis 125 cm Breite werden im Holzbauunternehmen wie klassisch stabförmige Elemente verarbeitet. Verbreitete Abbundanlagen können mit diesem Format umgehen. Auf diese Weise nehmen eingesessene Zimmermeister die Massivholzbauweise in ihr Portfolio auf, ohne den Betrieb gänzlich umzukrempeln.Mehr Standard und trotzdem teurerDer Wandel vom Nischen- zum Industrieprodukt drückte in den vergangenen Jahren die Preise. Im vertraulichen Gespräch klagen die Hersteller, dass ein einst lukratives Produkt „verramscht“ werde. Tatsächlich bringen Kapazitätsausweitung und Standardisierung (=Austauschbarkeit) die Hersteller in Bedrängnis. „Seit drei Jahren gilt bei uns die gleiche Preisliste. Aber das Rundholz ist seitdem um 10 bis 15 €/fm teurer geworden“, schimpfte ein Verkäufer. Nun sollen im Frühjahr die Preise steigen. Kein Wunder, wo doch die eingangs erwähnten Millioneninvestitionen auch Profite abwerfen müssen. Der Wettbewerb wird indes weiter zunehmen. Früher hatte jeder Hersteller eigene Lamellen- und Elementstärken. Spätestens bei der Einreichplanung legte man sich damit auf einen Hersteller fest. Für den Anwender ist das nur lästig. Seit zwei Jahren wandelt sich der Markt hin zu ganzen Zentimetern bei den Elementstärken. Zudem soll im laufenden Jahr die BSP-Norm „EN 16351 Holzbauwerke - Brettsperrholz - Anforderungen“ veröffentlicht werden. In Kombination mit (teils wirklich guten) Katalogen der Hersteller finden Planer und Zimmerer eine brauchbare Dokumentation für das tägliche Geschäft. So bahnt sich das Produkt seinen Weg.

Konzepte für Vorfertigung kommen

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BSP-Analyse: Herkunft © Johannes Plackner

Zumeist wird BSP abgebunden auf die Baustelle geliefert. Dort kommen die Monteure, verankern Wände und Decken und befestigen Dämmung samt Beplankung. Es folgen Fenstermonteure, Installateure, Elektriker und die Putzpartie. Doch muss alles auf der Baustelle geschehen? Wäre doch logisch, diese Maßnahmen ab Werk anzubieten. Die BSP-Hersteller sind längst imstande, Elemente mit hochwertiger Weißtannenoberfläche ohne Beschädigungen auf die Baustellen zu bringen. Da ist der Schritt zum gedämmten Element - vielleicht sogar inklusive Wärmedämmverbundsystem – kein großer mehr. Es ist kein Geheimnis, dass eine Reihe von Brettsperrholz-Anbietern genau in diese Richtung denkt. Zu Ende gedacht, könnte man sogar ganze Wohnmodule bis hin zum Waschbecken und Parkettboden vorgefertigt auf die Baustelle bringen. Klingt wie Zukunftsmusik, ist aber genauso beim Seniorenheim Hallein geschehen. Das heißt aber auch, dass sich die Wertschöpfung von der Baustelle in die Werkshalle verschiebt.

Im Mittel eineinhalb BSP-Häuser pro Jahr

In Vorbereitung des BSP-Specials schickte die Redaktion eine Umfrage an alle per E-Mail erreichbaren Zimmermeister Österreichs. Die zu niedrige Rücklaufquote lässt leider keine repräsentative Aussage zu. Die Antworten untermauern aber bekannte Argumente.Von jenen Betrieben, die bereits Erfahrungen mit BSP haben, wollen 85 % weiterhin mit diesem Material arbeiten. Der durchschnittliche Jahresverbrauch ist aber mit 76 m3 gering und entspricht lediglich einem bis eineinhalb Einfamilienhäusern. 37 % der Betriebe kaufen ausschließlich abgebundene Massivholzelemente. Gut die Hälfte (52 %) ordert sowohl Rohplatten als auch abgebundene Elemente. Jeder zehnte Zimmermeister (11%) bindet selbst ab.Recht deutlich fielen die Antworten zur Konkurrenzsituation aus. Drei Viertel (74 %) der Zimmermeister bezweifeln, dass das Brettsperrholz die klassische Holzriegelwand verdränge. Nur knapp jeder Fünfte (18 %) bestätigte diese Befürchtung. Der Rest will noch keine Einschätzung dazu abzugeben.