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BSP-Produktion in DACH-Region 2008-2014 © Holzkurier

BSP: Wachstum geht weiter …

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 07.04.2014 - 15:53
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BSP-Produktion in DACH-Region 2008-2014 © Holzkurier

Wie wird der Brettsperrholzmarkt weitergehen und was braucht das Produkt? Wir stellten Herstellern und einem Forscher in einem Miniinterview vier Fragen (s. Kasten). Jeder rechnet mit ein- bis zweistelligem Mengenwachstum. Damit ist das Potenzial aber nicht ausgeschöpft. Doch zuvor gehören die Hausaufgaben gemacht: Normung, Standardisierung – und, wie es Univ.-Prof. Gerhard Schickhofer nennt: Content Marketing.Nächste Schritte bei VorfertigungÖsterreich – insbesondere die Steiermark – hat sich bei der Entwicklung von BSP-Lösungen eine Vorreiterrolle erarbeitet. Aktuell wird dort an verbesserten Berechnungs- und Testmethoden für die Verschraubung von Massivholzelementen geforscht (s. Beitrag S. 28). Abgesehen davon arbeiten mehrere Hersteller an vorgefertigten Wand- und Deckensystemen. Noch wird die abgebundene, aber ansonsten nackte Wand ausgeliefert. Ein nächster Schritt könnte die werksseitige Beplankung mit Dämmung, WDVS oder Putzträgern sein. Zudem wird an neuen Holzarten geforscht. Vielversprechende Ergebnisse gibt es beispielsweise mit Birke.

Vier Fragen an Experten

1.
Der BSP-Markt ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Kann das so weitergehen? Welches Mengenwachstum erwarten Sie 2014 in der DACH-Region?

2.
In welchen geografischen Regionen sehen Sie das stärkste Wachstumspotenzial in den kommenden fünf Jahren?

3.
Wo braucht BSP noch Forschungs- und Entwicklungsarbeit?

4.
Was ist ihrer Meinung nach das beeindruckendste Bauwerk, das je mit BSP realisiert wurde?
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Gernot Weiß, Stora Enso © Weiß

1.
Wir gehen von weiterem Wachstum aus. Vor allem bei mehrgeschossigem Wohnbau und in der städtischen Nachverdichtung besteht großes Potenzial. Wir erwarten für die DACH-Region ein Mengenwachstum von 8 bis 10 %/J.

2.
Wir gehen davon aus, dass deutschsprachige Länder in den kommenden fünf Jahren die Hauptmärkte bleiben. Innerhalb dieser Periode ist auch mit einer Erholung Italiens und infolgedessen mit erfreulichen Mengenentwicklungen ebendort zu rechnen. Die Märkte Frankreich und Großbritannien werden in den nächsten Jahren ebenfalls von großem Interesse sein. Für Stora Enso wird auch Finnland zunehmend bedeutender.

3.
Wir sind auf einem guten Weg. Die BSP-Norm kommt über kurz oder lang. Daneben werden wir konsequent an Bausystemen und Komplettlösungen weiterforschen.

4.
Mittlerweile wurden viele CLT-Bauwerke realisiert. Der Bogen spannt sich von mehrgeschossigen Bauten im urbanen Raum (Via Cenni, Mailand), über ausgeklügelte statische Prototypenlösungen (Windkraftwerk Timbertower, Hannover) bis hin zu wahren architektonischen Schätzen im kleinen Rahmen. In der jüngeren Vergangenheit hat mich das Projekt Maschinenring St. Johann im Pongau von LP Architektur beeindruckt – ein dreigeschossiger Bau mit wunderschöner Weißtannen-Sichtoberfläche. Anhand dieses Projektes sieht man, was mit CLT sowohl statisch als auch ästhetisch möglich ist.

Gernot Weiß ist Head of Partner- & Systemsales. Stora Enso hat in Ybbs und Bad St. Leonhard eine Kapazität von je 60.000 m3/J BSP.
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Univ.-Prof. Gerhard Schickhofer, TU Graz © TU Graz

1.
Die gegenwärtige BSP-Jahresproduktion liegt weltweit bei rund 550.000 m3. Mehr als 90 % werden in den DACH-Regionen produziert. Viele Hersteller sind exportorientiert. Von einer anzunehmenden weiteren Zunahme der Bauweise auf internationaler Ebene wird das Mengenwachstum im deutschsprachigen Raum profitieren. Von einer zweistelligen Wachstumsrate kann ausgegangen werden – bei aktiver Internationalisierung und Content Marketing von den Produzenten in deutschsprachigen Ländern.

2.
Die Einsatzmöglichkeiten von Brettsperrholz werden von Architekten und Ingenieuren auf der ganzen Welt geschätzt. Zunehmende und in großer Geschwindigkeit fortschreitende Urbanisierung braucht rasch umsetzbare Wohn-, Büro- und Bildungsbauten. Wir werden ein starkes BSP-Wachstum im urbanen Raum erleben (Neubauten und Nachverdichtung). Das zeigt uns die Entwicklung in London eindrücklich. In Europa sollte der skandinavische Markt nicht unbeachtet bleiben. BSP hat es zu einer weltumspannenden Bauweise geschafft und das Potenzial, die traditionellen Massivbauweisen noch gehörig unter Druck zu setzen.

3.
Produktion und Eigenschaften sind bekannt. Forschungsarbeiten wird es aber weiterhin geben – etwa zu Einflussparametern auf die Rollschubeigenschaften, Prüfmethoden für BSP und so weiter. Schwerpunkte sind die Verbindungstechnik, um ein rasches und kostengünstiges Fügen großflächiger Elemente zu ermöglichen, die Entwicklung von Tragmodellen sowie Nachweisführungen für Brettsperrholz-Elemente und im Besonderen die Entwicklung einer holzbauadäquaten Gebäude- und Fassadentechnik.

4.
Es gibt für mich nicht das beeindruckende Brettsperrholz-Bauwerk. Mich beeindrucken all jene Objekte, die – bestens geplant und qualitativ hochwertig umgesetzt – eine dauerhafte Nutzung garantieren. Es geht mir daher nicht um die Superlativen in der Geometrie, sondern um ein Breiter in der Anwendung, ein Höher in der Qualität und ein Länger in der Nutzungsdauer. 

Univ.-Prof. Gerhard Schickhofer leitet das Institut für Holzbau und Holztechnologie an der Technischen Universität Graz.
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Brigitte Decker-Wilbert, Eugen Decker Holzindustrie © Decker-Wilbert

1.
Für die DACH-Region erwarte ich ein Mengenwachstum von 10 %. Treibende Kräfte werden Großprojekte sein.

2.
England wird sich sicher wieder positiv entwickeln, nachdem es dort im Vorjahr einen Rückgang um 40 % gegeben hat. Abgesehen davon sehe ich eher eine Seitwärtsbewegung des Marktes.

3.
Standardisierung und Normung müssen zentrale Themen bleiben, um den Umgang mit BSP weiter zu erleichtern.

4.
Es sind viele imposante und prestigeträchtige Projekte durch Brettsperrholz in den vergangenen drei Jahren entstanden. Dafür kann sich die Branche bei Planern und Ingenieuren nur bedanken, ohne deren Zuspruch hätte Brettsperrholz nicht den heutigen Stellenwert im Holzbau.

Brigitte Decker-Wilbert ist Geschäftsführerin der Eugen Decker Holzindustrie aus der Rheinland-Pfalz. Deren BSP-Produktion beträgt 25.000 m3/J.
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Vladimir Crhonek, Verkaufsleiter von Agrop Nova © Johannes Plackner

1.
BSP ist weltweit ein sehr attraktives Produkt. Trotzdem ist die Marktwachstumserwartung der europäischen Hersteller zu optimistisch. Für realistisch erachte ich im laufenden Jahr 10 %. Entscheidend ist der Rohstoffpreis – und das wird immer so sein.

2.
In erster Linie sprechen wir über Europa. Dort gibt es Potenzial in den Südländern Italien, Spanien, Griechenland, vor allem aber in Spanien.

3.
Entwicklungsmöglichkeiten gibt es sicher bei der Nutzung alternativer Holzarten.

4. Für mich ist bisher das Shoppingresort „G3“ in Gerasdorf nördlich von Wien das beeindruckendste Bauwerk.

Vladimir Crhonek ist Verkaufsleiter des mährischen Dreischichtplatten- und BSP-Produzenten Agrop Nova, der stark exportorientiert ist.
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Bernd Oswald, KLH © KLH

1.
Das Wachstum in der DACH-Region wird stark von den Bauordnungen bestimmt. Bei entsprechender Liberalisierung sind zweistellige Zuwachsraten definitiv realistisch.

2.
Abgesehen von Afrika ist KLH weltweit interessant – die stärksten Zuwächse erwarten wir in Nordamerika und Asien.

3.
Überall dort, wo traditionelle Bauweisen noch die einzigen Möglichkeiten sind – also im Außenbereich – beim Bauen in klimatisch herausfordernden Zonen und generell in jenen Bereichen, wo noch Überzeugungsarbeit zu leisten ist, speziell hinsichtlich Brandschutz.

4.
Der Zehngeschosser „Forte“ in Melbourne ist – weil er komplett ohne Betonkern oder Ähnlichem auskommt – ein exzellentes Beispiel dafür, was mit KLH möglich ist.

Bernd Oswald ist Geschäfsführer von KLH Massivholz, die in Katsch eine der weltweit leistungs­fähigsten BSP-Produktionen betrieben.