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Buchen-Furnierholz-Fachwerk der Main Hall kurz vor Schließung des Daches © Kristof Lemp

Architekten unter Buche

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 06.08.2014 - 18:48
Auf der Mathildenhöhe in Darmstadt steht sein Kurzem ein ganz besonderer Pavillon. Die Planer Atelier Bow Wow und Constructlab setzten auf ein Buchenholz-Fachwerk aus innovativer Baubuche. Der ist gut gewählt. Die Mathildenhöhe ist berühmt für die Künstlerkolonie, deren Mitglieder hier vor 100 Jahren wegweisende Werke des Jugendstils schufen. An diese Tradition knüpft im Juli und August das „Osthang Project“ an. In der Summerschool werden Positionen aus Architektur, experimentellem Bauen, Kunst und Theorie aus der ganzen Welt zusammengeführt. Das braucht einen Veranstaltungsraum für Vorträge, Filmabende und Diskussionsrunden, aber auch als temporäre Mensa für die Teilnehmer. Yoshiharu Tsukamoto und Momoyo Kajima von Atelier Bow Wow, Tokio, haben den Holzfachwerk-Pavillon konzipiert, der diese Aufgaben erfüllt.
Architekt Alexander Römer fasst die Entwurfsidee für den Hauptraum als „Gerüst aus vertikalen und horizontalen Stäben, an denen die zwei Dachhälften lehnen“ zusammen. Wie ein Zelt ragen die schrägen Dachflächen des Pavillons zwischen wild gewachsenen Bäumen und Sträuchern 7,5 m in die Luft. Sie begrenzen einen 4 m hohen Innenraum, in dem bis zu 150 Besucher Platz finden.
Über große Klapptüren gelangen die Besucher ins Innere des Pavillions. Gleichzeitig erlauben die Türen Blicke nach innen und außen. Beim Richtfest Anfang Juli waren die Fassaden noch nicht verkleidet, die Planer haben hierfür transluzente Wellplatten aus glasfaserverstärktem Kunststoff vorgesehen. Das konstruktive Highlight ist aber das Holzfachwerk aus Baubuche.

Buchenholz war „ein glücklicher Zufall“

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Buchen-Furnierholz-Fachwerk der Main Hall kurz vor Schließung des Daches © Kristof Lemp

Dass für die Holzkonstruktion nicht wie üblich auf Nadelholz zurückgegriffen wurde, ist der Arbeitsweise von Constructlab geschuldet: „Wir versuchen, bei unseren Projekten lokale Rohstoffe zu verwenden“, sagt Römer. Die Wahl fiel auf Buchenholz, welches unter anderem im nahen Odenwald wächst. „Wir sind zu Förstern gefahren und haben uns beraten lassen. So entstand der Kontakt zum Hersteller Pollmeier – ein glücklicher Zufall“, erzählt der Planer, welcher auch gelernter Zimmermann ist.

Gleiche Belastung aber schmäler

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Abendveranstaltung - bis zu 150 Besucher finden in der Main Hall Platz © Kristof Lemp

Zum Einsatz kam industriell hergestelltes und sehr leistungsfähiges Furnierschichtholz (s. Link 1). Im Vergleich zu Nadelholz sind bei gleicher Belastung deutlich schlankere Bauteile möglich. Die astfreie und hochwertige Laubholzoberfläche unterstreicht das elegante Erscheinungsbild des Fachwerk-Pavillons
Das Holz für die Baubuche stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern rund um das Werk in Creuzburg in Thüringen. 30 m³ Baubuche wurden im Pavillions verbaut. Die „Main Hall“ auf der Mathildenhöhe ist damit eines der ersten größeren Projekte, das mit dem neuartigen Baustoff realisiert wurde. „So ein Projekt ist zweifelsohne ideal für die Verbreitung der deutschen Holzbauinnovation. Denn die internationalen Teilnehmer bringen nun das Wissen über die Baubuche und deren Möglichkeiten zurück in ihre Heimatländer“, sagt dazu Pollmeier-Marketingleiter Jan Hassan.