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Quelle: Quartalsberichte, umgerechnet in Euro nach Wechselkurs vom 10. März © Holzkurier

Amerika zieht davon

Ein Artikel von Hannes Plackner | 11.03.2014 - 11:07
Im abgelaufenen Jahr verbesserten die meisten börsennotierten Holzkonzerne ihre Ergebnisse deutlich. Insbesondere die Sägewerkssparten der nordamerikanischen Konzerne zeigten sich bärenstark. In der Bilanzgrafik (s. Grafik) erreichen alle analysierten Kanadier (West Fraser, Canfor, Resolute Forest Products) und Weyerhaeuser (USA) den Wachstums- und Profitquadranten rechts oben. 14 % bis 32 % Mehrumsatz erzielten die Massivholz- und Sägewerkssparten in Nordamerika.
Davon ist man in Europa weit entfernt. UPM und SCA präsentieren zwar deutlich positive Geschäftszahlen. Allerdings werden bei den beiden skandinavischen Konzernen die Sägewerke mit Zellstoff- beziehungsweise Papierindustrie vermischt, was die Ergebnisse verfälscht.
Aufschlussreicher ist (noch) Stora Enso. Der Umsatz in deren Massivholzdivision „Building and Living“ legte 2013 um 11 % zu. Das operative Ergebnis hat sich annähernd verdoppelt – von 59 Mio. € auf 115 Mio. €.
Das ist weitreichenden Umstrukturierungen geschuldet. Im April des Vorjahres kündigte Stora Enso etwa an, dass es seine Sägewerkssparte 2014 mit den Druckpapiererzeugnissen zusammenlegen wolle. Im März 2013 wurde ein konzernweites Sparprogramm im Ausmaß von 275 Mio. € beschlossen. 2500 Mitarbeiter werden abgebaut. Das traf auch das Sägewerk Sollenau südlich von Wien. Ende März wird im einstigen 850.000 fm/J-Werk das letzte Bloch gesägt – obwohl Mitte 2013 weitere Entlassungen in Österreich dementiert wurden. Wie es bei den Auslandstöchtern des Konzerns weitergeht, ist unklar. Der vor knapp einem Jahr angekündigte „Sale of Non-Core Assets“ lässt Interpretationsspielraum.

Drei Mal Stillstand in Skandinavien

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Quelle: Quartalsberichte, umgerechnet in Euro nach Wechselkurs vom 10. März © Holzkurier

Wer wissen will, wie es klassischen Exportsägewerken in Skandinavien geht, muss in der Grafik rund um die Gewinnschwelle suchen. Mit Ausnahme von Södra Timber und Rörvik Timber erreichten alle analysierten Betriebe im Vorjahr einen operativen Profit. Die Ertragslage kann aber keinen Investor freuen. Metsä Wood Products erreichte 2013 eine Umsatzrendite von 1,7 %. Setra verdiente pro 100 € Umsatz nur 2,6 €. Moelven blieb mit +0,5 % Umsatzrendite denkbar knapp in den schwarzen Zahlen.
Ganz anders präsentieren sich jene Bilanzen, wo die Sägewerke den Zellstoff- und Papiersparten zugerechnet werden: SCA Forest Products erzielte 12 % Umsatzrendite, UPM Biorefining setzt sich mit 15 % sogar noch vor nordamerikanische Sägewerke. Das liegt aber eindeutig an „Pulp-“, „Printing-“ oder „Paper“-Werken, deren Gewinne im Vorjahr um Größenordnungen über dem Massivholzbereich liegen.
Es ist kein Wunder, dass sich skandinavische Holzkonzerne vermehrt von Massivholzstandorten trennen. SCA Timber verfolgt schon länger die Strategie, sich auf drei Zukunftssägewerke in Schweden (Munksund, Tunadal, Bollstabruk) zu konzentrieren.
UPM Kymmene hat sich indes von allen Massivholzstandorten getrennt, die nicht neben einem Zellstoff- oder Papierwerk liegen. Das französische Hobelwerk Aigrefeuille und das russische Sägewerk Pestovo wurden 2013 verkauft. Das zur UPM-Papierfabrik Steyrermühl in Oberösterreich arrondierte Sägewerk ist nun einziger Massivholzproduzent außerhalb Skandinaviens.
Die die großen skandinavischen Holzkonzerne schwenken ihren Fokus zunehmend auf Zellstoff und Papier. Finnischen Brancheninsidern zufolge könnte Metsä (ehemals Finnforest) langfristig als einziger finnischer Konzern mit eigenen Sägewerken übrig bleiben. 2013 wanderten beträchtliche Sägekapazitäten in Finnland zurück in die Hand von Familienunternehmen.

Lukrativ ist Nordamerika

Zurück in die USA: Die jährliche Baugenehmigungsrate überschritt im November 2013 (saisonbereinigt) erstmals seit fünf Jahren die Millionenmarke. Allein bei Einfamilienhäusern erwartet die Bauherrenvereinigung NAHB heuer ein weiteres Wachstum um 32 % auf 822.000 Einheiten. Solche Gebäude werden fast ausschließlich in Holzriegelbauweise errichtet.
Zusätzlich steigender Asienexport – in erster Linie nach China – bringt massive Umsatzzuwächse. Weyerhaeuser nahm mit seiner Holzsparte „Wood Products“ im Vorjahr um 31 % mehr ein. West Fraser Lumber legte um ein Viertel zu. Canfors Umsatz wuchs um 28 %. Durch bessere Auslastung und höhere Preise vervielfachen sich die Erträge. Der operative Profit von Weyerhaeuser hat sich im Vorjahr mit 318 Mio. € knapp vervierfacht.

Holzkonzerne sind gefragt

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Entwicklung der Aktienkurse ausgewählter europäischer und nordamerikanischer Holzkonzerne seit 10. März 2013 inklusive Dow Jones als Referenzwert © Johannes Plackner/Google Finance

An der Börse wurden die verbesserten Gewinnaussichten großteils schon 2012 eingepreist. Trotz glänzender Ertragszahlen blieb Weyerhaeuser 2013 praktisch konstant. Die meisten anderen börsennotierten Unternehmen, schlugen aber nicht nur die aktuell mickrigen Sparzinsen, sondern auch den Dow Jones. Der Kurs von West Fraser legte in den vergangenen zwölf Monaten um gut 30 % zu. Über 50 % Kursgewinn binnen Jahresfrist schaffte Canfor. Stora Enso liegt mit 17 % knapp über dem New Yorker Leitindex. UPM hatte seine Rallye im Spätherbst 2013 und hat damit binnen eines Jahres knapp 45 % an Wert zugelegt.
Als Indiz für die Sägewerksbranche eignen sich Börsenkurse nur bedingt. Die erwähnten europäischen Unternehmen werden in erster Linie für die verbesserten Aussichten bei Zellstoff belohnt. Und vom Holzbauboom in den USA profitieren (noch) nordamerikanische Betriebe.

Globaler Trend ist: China

Wer die Geschäftsberichte von Holzkonzernen in Skandinavien und Nordamerika vergleicht, findet nur eine wirkliche Gemeinsamkeit: China. Im bevölkerungsreichsten Land der Welt sprießen Exportaktivitäten und Vertriebsbüros westlicher Schnittholzproduzenten neben der Konkurrenz aus Kanada.
Bis 2012 profitierten in erster Linie Sägewerke an der amerikanischen Westküste von Chinas Holzhunger. Im Vorjahr entdeckte Europa den Markt für sich: Schwedens Exporte haben sich auf 410.000 m3 vervierfacht. Finnlands Schnittholzlieferungen nach China wuchsen um 134 % auf 404.000 m3. Die Menge aus Deutschland verfünffachte sich auf 247.000 m3.