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Freundschaftliche Geschäftsbeziehung: David Kvarnstrand (li.) und Thomas Schmidt (WJS) © Holzkurier

Alles aus Schwedenhand

Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer | 03.09.2014 - 08:01
Alles begann in den 1970er-Jahren, als das Unternehmen Waco einen Vertriebspartner für Deutschland suchte. Seit dieser Zeit arbeiten Hans Erich Schmidt, der Vater des heutigen Nachfolgers Thomas Schmidt, Hermann-Josef Fischer und Wolfgang Sebastiany im Angestelltenverhältnis für den Vertrieb und im Service von Waco-Produkten. Seit der Unternehmensgründung der „Drei“ von Waco Jonab Systeme (WJS) 1991 hat sich das Unternehmen aus Neuwied/DE beständig weiterentwickelt und betreut mittlerweile die mitteleuropäischen Kunden mehrerer schwedischer Hersteller. Der Holzkurier durfte sich bei einem Besuch von drei Geschäftspartnern von deren Leistungsfähigkeit überzeugen.

Leistungsfähiges Schwedenstahl-Werkzeug

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Freundschaftliche Geschäftsbeziehung: David Kvarnstrand (li.) und Thomas Schmidt (WJS) © Holzkurier

Die Reise beginnt in Ekenässjön, wo David Kvarnstrand in vierter Generation das gleichnamige Unternehmen führt. Bekannt ist Kvarnstrands für Hochleistungswerkzeuge, die in Hobelmaschinen und der sonstigen Weiterverarbeitung von Holz eingesetzt werden. Gebaut sind diese für höchstmögliche Belastung. „Die Partner, mit denen wir zusammenarbeiten, bauen Hobelmaschinen mit Vorschüben von bis zu 1000 m/min und mehr. Klar muss dann bei unseren Werkzeugen alles passen“, erklärt Kvarnstrand. Seit 1945 existiert das Unternehmen aus Smaland und beschäftigt 80 Mitarbeiter in Schweden und Norwegen. Neben der Produktion von Werkzeugen wird ein großes Augenmerk auf die Servicesparte gelegt. „Wir haben seit den 1990er-Jahren mehrere Schärfdienste erworben und merken ganz deutlich, wie dieser Bereich, ebenso wie die Reparatur von Werkzeugen, bei unseren Kunden Wertschätzung genießt“, erklärt der Unternehmer.

Von Schweden in die Betriebe

Die Zusammenarbeit mit WJS besteht seit 1998. „Zwischen beiden Unternehmen herrscht ein sehr freundschaftliches Verhältnis und wir konnten gemeinsam unsere Position im deutschsprachigen Raum in den 16 Jahren deutlich ausbauen“, erläutert Thomas Schmidt. Während WJS die Kunden vor Ort betreut und die Aufträge abschließt sowie an Kvarnstrands die notwendigen Daten weitergibt, liefern die Schweden die Ware direkt zum Kunden. „Mit Expressdiensten können von Ekenässjön sogar innerhalb von 24 Stunden Orte in der Schweiz oder in Österreich erreicht werden“, versichert Schmidt.
Falls Produkte zur Instandsetzung anstehen, wird sich auch um diese Abwicklung aus dem Büro „WJS“ sofort gekümmert. „Unser Kaufargument ist die Qualität, die wir liefern“, argumentiert Kvarnstrand. Er fügt hinzu: „Egal, in welcher Hobelmaschine die Werkzeuge sitzen, die halten, was wir versprechen, und wir müssen deshalb nicht primär über die Preisfrage verhandeln.“ Was Kvarnstrand an der Zusammenarbeit mit WJS so schätzt? „Herr Schmidt und seine Kollegen kennen den deutschsprachigen Markt und weisen jahrzehntelange Erfahrung im Hobelbereich auf. Alle Mitarbeiter von WJS haben selbst mit den Maschinen gearbeitet und können daher die Kunden mit ihren Problemstellungen kompetent und rasch beraten.“ Bei Kvarnstrands setzt man auf die konsequente Weiterentwicklung des Sortiments. Anfang 2014 wurde beispielsweise eine neue Drehmaschine angeschafft, mit der sich Messerköpfe mit einem Gewicht von bis zu 300 kg umsetzen lassen. „Als kleineres Unternehmen als so mancher Konkurrent fertigen wir ebenso kleine Stückzahlen nach exakten Kundenvorgaben. Diese sind zwei bis fünf Wochen nach Auftragserteilung beim Kunden“, schließt Kvarnstrand.

Bald 100 Jahre für die Holzindustrie

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Alles hat Hand und Fuß: Waco fertigt etwa zwei Dutzend Holzbearbeitungsmaschinen jährlich © Holzkurier

Seit 1918 baut Waco in Halmstad/SE Maschinen für Holz verarbeitende Betriebe. Bis in die 1970er-Jahre war das Unternehmen in Privatbesitz. Seit 1993 gehört man zur Weinig-Gruppe und hat seinen Weg positiv gestaltet. Das langjährige Know-how und die Erfahrungen aus ganzer Welt sind die Bausteine, die zu einer perfekten kundenspezifischen Maschine führen. „Wir passen unsere Anlagen maßgeschnitten an den Kunden an“, berichtet Alexander Frisk, im technischen Vertrieb bei Waco tätig. Das Produktportfolio beinhaltet alles von klassischen Profilhobel- über Balkenhobel- und Hochgeschwindigkeits-Hobelmaschinen bis hin zu Bandsägen in verschiedenen Größen. Merkmale für alle Maschinen, unabhängig vom Segment, sind die hohe Qualität und Leistung, die zu einer langen Lebensdauer und hohen Betriebssicherheit führen. Die letzte Produktneuheit ist eine Bandsäge mit neuen Optimierungsfunktionen, mit der zum Beispiel immer drei gleich breite Bretter (bei einer Twin-Säge) zugeschnitten werden können. „Die Säge ist sehr gut auf dem Markt angekommen. Es wurden bereits viele Maschinen verkauft und ausgeliefert“, erfährt man von Waco.

Zusammenarbeit seit fast 40 Jahren

Das Potenzial der Hobelanlagen für Mitteleuropa hat Waco in den 1970er-Jahren erkannt und, wie eingangs erwähnt, Partner vor Ort gefunden. „Obwohl wir im Hochgeschwindigkeitsbereich unterwegs sind, spielen variable Dimensionen und ein exaktes Hobelergebnis die Hauptrollen“, unterstreicht Johansson die eigenen Ansprüche. Deshalb konstruieren die Waco-Ingenieure die Maschinen, unabhängig von der Leistungsklasse, mit hoher Präzision und testen die Maschinen vor der Auslieferung im eigenen Prüflabor auf Herz und Nieren. 40 Mitarbeiter stellen etwa zwei Dutzend Maschinen jährlich her.

Jedes Anlagenkonzept steht für sich

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Stück für Stück neu: System Hall gestaltete die KVH-Mechanisierung bei Derome neu - die Erneuerung der Keilzinkung folgt in wenigen Wochen © Holzkurier

Jenen Lesern, die sich fragen, wofür bei WJS Jonab steht, sei an dieser Stelle geholfen. „Der schwedische Maschinenbaubetrieb Jonab stellte früher Mechanisierungen in der Holzweiterverarbeitung her und kooperierte mit uns für die deutschsprachigen Länder“, erklärt Schmidt. Nachdem sich das Unternehmen mehr und mehr auf andere Schwerpunkte konzentrierte, machte man sich bei WJS auf die Suche nach einem anderen Partner, der diese Sparte abdeckte. Man fand ihn in System Hall, Falkenberg/SE, einem Ingenieursbüro, bei dem einige ehemalige Jonab-Mitarbeiter tätig sind. „Bei uns sind direkt in Falkenberg 25 Ingenieure und Monteure beschäftigt“, berichtet Verkaufsleiter Joakim Blixt. Das Besondere an Lösungen von System Hall? „Wir planen seit drei Jahrzehnten Mechanisierungen für die Weiterverarbeitung. Alles, was man dafür benötigt, sind ein Stift, ein Blatt Papier und Kreativität“, beschreibt Blixt den Arbeitsprozess bei System Hall. Vier Unternehmen produzieren nach Auftragserteilung einen Großteil der Metallkomponenten für System Hall nach Maß. Die Installation, Montage, Inbetriebsetzung sowie Sicherheit der Anlage übernimmt System Hall dann wieder selbst.

Neu gestalten, integrieren oder ersetzen

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Zu Besuch bei Derome Timber: Joakim Blixt (System Hall), Thomas Schmidt und Derome-Geschäftsführer Per Andersson (v. li.) © Holzkurier

Rund 20 Aufträge planen die Ingenieure jährlich. Die Aufgabenstellungen variieren dabei beträchtlich, wie man beim Besuch der beiden Referenzanlagen, Varberg Timber, Varberg/SE, sowie Derome Timber, Veddige/SE, beobachten kann. „Unser Aufgabengebiet beginnt nach der technischen Trocknung und beinhaltet zumeist Sortimente von 1,5 bis 6 m Länge. Wir haben aber bei Spezialaufträgen auch schon Sonderlinien mit 13,5 m umgesetzt“, zählt Blixt auf.
Nachsatz: „Der Trend geht weg von schnellen Linien mit reiner Orientierung auf Durchsatz. Kurze Produktionszeiten, kleine und flexible Pakete sind bei Skandinaviens Sägern angesagt“, fügt er hinzu. Die gestiegene Flexibilität erfuhr Derome Timber mit einem zweiten Stapelautomaten, der Stillstand vermeidet und mittlerweile 90 Bretter pro Minute befördert. Blixt beziffert die Erhöhung der Produktivität nach Umsetzung des Konzepts mit 30 %.

Ausbau und Weiterentwicklung

Am WJS-Standort in Neuwied wird Ende des Jahres angebaut. In einer neuen Halle sollen die gebrauchten Maschinen technisch überholt und wieder verkauft werden.
Außerdem erwarb WJS Schleifmaschinen, womit man künftig dem Kunden im Anbau einen Schärfdienst bieten möchte. „Wir sind stolz, unseren Kunden im deutschsprachigen Raum komplette Weiterverarbeitung aus Schwedenhand bieten zu können“, sagt Schmidt. Von Vorteil ist es natürlich, dass einige Kunden zunächst manche Teile aus dem Warensortiment beziehen und durch positive Erfahrungen mit den Produkten aus dem hohen Norden auf den Geschmack kommen.

WACO JONAB SYSTEME (WJS)

Gegründet: 1991
Standort: Neuwied/DE
Geschäftsführer: Thomas Schmidt, Hermann Josef Fischer, Wolfgang Sebastiany
Mitarbeiter: 8
Vertretung für: Kvarnstrands (Werkzeuge), Waco (Hobelmaschinen, Bandsägen), System Hall (Mechanisierungen), Joulin Aéro (Vakuumgreifer), Gebrauchtmaschinen der genannten Unternehmen

KVARNSTRANDS

Gegründet: 1945
Standort: Ekenässjön/SE
Geschäftsführer: David Kvarnstrand
Mitarbeiter: 80

WACO

Gegründet: 1918
Standort: Halmstad/SE
Geschäftsführer: Ebbe Johansson
Mitarbeiter: 40

SYSTEM HALL

Gegründet: 1986
Standort: Falkenberg/SE
Geschäftsführer: Tomas Hall
Mitarbeiter: 25