Abkühlung trotz warmen Winters

Ein Artikel von Hannes Plackner | 03.04.2014 - 09:56
Die Schlüsselmärkte für Holzbauprodukte sind heuer Deutschland und Großbritannien. Die Schweiz sollte ebenfalls gut laufen. Enttäuschend hat das Jahr aber in Österreich begonnen, zeigen die Marktberichte anlässlich der Bundesberufsgruppen-Ausschusssitzung am 28. März im Holztechnikum Kuchl.
Der milde und trockene Winter führte entgegen vieler Erwartungen nicht zum fliegenden Saisonstart. Im Vergleich zum schon schwachen Vorjahr berichtet der österreichische Holzhandel von erneuten leichten Umsatzrückgängen im I. Quartal. Diese sollten bei Holzbausortimenten im Laufe des Jahres aber noch aufgeholt werden. Anders sieht es bei Sägenebenprodukten und Restholz aus. Hier befinden sich die Preise im freien Fall.
Konträr ist die Lage bei Wertholz. Aufgrund der Kalamitäten wird regulär weniger eingeschlagen. Das Wertholzangebot ist daher knapp.

Überraschend schwacher Start

Warum der Holzbau in Österreich trotz guter Voraussetzungen schwach startete, wird meist mit einem Achselzucken quittiert. Kärntner führen die Zurückhaltung der öffentlichen Hand auf die angespannte Budgetsituation zurück. Österreichs südlichstes Bundesland wird wohl 500 Mio. € aus seinem „Zukunftsfonds“ zur Abwicklung der Hypo beitragen. Das Geld fehlt dann für Investitionen vor Ort.
Im übrigen Österreich ist die Bauwirtschaft erst in der zweiten Märzhälfte angesprungen. Von Vollauslastung sei das Zimmermannshandwerk aber weit entfernt. Während manche Betriebe viel zu tun haben, „drehen andere nur Däumchen“. Das schlägt sich auf die Nachfrage. Verteuerungen gebe es bei Bauholzsortimenten noch keine. Die Beschaffungspreise seien stabil. Industrieseitige Forderungen nach Preiserhöhungen werden vom Handel gegenwärtig als „nicht umsetzbar“ bezeichnet.
Ostösterreich erhofft sich in der zweiten Jahreshälfte Impulse durch 55.000 neue Wohnungen in Wien, mit deren Bau im Laufe des Jahres begonnen werden. Vorreiterrolle spielt dabei die Seestadt Aspern mit 10.500 neuen Wohnungen bis 2017.
Weiterhin positiv entwickeln sich die Umsätze bei Gartenholzsortimenten.

Turbulenter Restholzmarkt

Der Preis von Sägenebenprodukten (SNP), Industrierundholz und Waldhackgut sinkt derzeit. Die gehandelten Mengen sind daher gering. Jeder wartet zu, bis sich ein neues Niveau gebildet hat.
Dabei war die Situation vor dem Winter komplett gegensätzlich. Doch seitdem sind mehrere Faktoren zusammengekommen, welche für ein Überangebot an Industrieholz und Biomasse für energetische Nutzung sorgten (s. Kasten unten). „Es zeichnet sich ein verrücktes Jahr ab. Das wird total dramatisch“, blickte ein Händler bang in die Zukunft und prognostiziert, dass einmal mehr die Sägewerke unter den sinkenden SNP-Preisen leiden werden.
Dass die österreichische Papier- und Zellstoffindustrie in den vergangenen Monaten beträchtliche Holzmengen per Schiff importierte – zum Teil sogar aus Venezuela – erscheine aus heutiger Sicht unverständlich.
Wie lange die derzeitige Lage andauern könnte, ist unsicher. Dass die Preise fallen, liegt am simultanen Nachfragerückgang und Angebotsanstieg. Wie sich die Preise im Sommer entwickeln werden, ließe sich unmöglich sagen. Spätestens beim nächsten kalten Herbst/Winter werde es aber wieder die übliche Verknappung bei SNP und Biomasse geben.

Sechs Gründe für SNP-Verbilligung

    Der warme Winter: Dezember bis März lagen allesamt in den Top-10 der wärmsten Perioden seit Beginn der österreichischen Wetteraufzeichnungen. Österreichs Pelletsverbrauch sank laut Händlereinschätzung im Vergleich zum Vorjahr um 20 bis 30%. Nach Italien drücken zudem Überseeimporte.Schnee und Eis: Die Südwetterlage brachte nördlich der Alpen Föhnwärme, am Südrand aber extreme Niederschläge. Schnee und Eisbruchschäden in Osttirol, Kärnten, Slowenien und Kroatien werden auf bis zu 10 Mio. fm geschätzt. Fast alles fällt als Industrieholz oder Waldhackgut an.Schließung von MDF Hallein: Im März wurde die Binderholz-Tochter stillgelegt. Dadurch fallen 1,4 Mio. rm Hackgutbedarf vom Markt.Störung in Pöls: Nach einer Verpuffung im Laugenkessel läuft Zellstoff Pöls nur reduziert.Störung in Wien Simmering: Europas größtes Biomassekraftwerk steht seit Ende Februar wegen einer Störung. Die Wiederinbetriebnahme ist für Juni vorgesehen. Das Kraftwerk verbraucht 250.000 t/J Waldhackgut.Hohe Sägewerksproduktion: Aufgrund des milden Winters ist die Sägerundholzverfügbarkeit im Großteil Österreichs gut. Entsprechend viel Sägenebenprodukte fielen an.

Nur Verpackungsholz ist gefragt

Im Vorjahr erhielt Italien mit 2,36 Mio. m3 nicht einmal mehr die Hälfte der österreichischen Schnittholzexporte. Das ist der vorläufige Höhepunkt einer traurigen Entwicklung. 2007 lieferte Österreich noch 4,5 Mio. m3. Grund dafür sei der beispiellose Einbruch am Baumarkt. 2005 wurden im 1. Halbjahr noch 140.000 Wohnungen gebaut. Von Januar bis Juni 2012 waren es noch 45.000, ein Jahr später nach jüngsten Erhebungen nur mehr kärgliche 28.000. Entsprechend pessimistisch schätzt man die Bausortimente ein:
    BSH? Billiger als in Deutschland.Hobelware? Läuft schlecht.Zahlungsmoral? Noch schlechter.
Anders sieht die Lage beim Verpackungsholz aus. Nachdem große Exportländer für ihre Seitenware den Überseeexport (USA, China) nutzen, ist Verpackungsholz in Italien knapp. Das hebt die Preise, aber: „Es ist nicht auszuschließen, dass es infolgedessen weitere Konkurse in Italiens Verpackungsbranche gibt.“
In Griechenland und Spanien dürfte laut dort tätigen Händlern die Talsohle erreicht worden sein und die Exportmengen (langsam) wieder steigen. Verständnislos reagierte ein Marktteilnehmer auf die Holzkurier-Frage der Woche von Ausgabe 13 „Frankreich – verliert Boommarkt 2014 an Dynamik?“ Den „dynamischen Markt“ habe es seit spätestens 2012 nicht mehr gegeben.

Meinung auf den Punkt gebracht …

„Die Schweiz und Deutschland laufen positiv. Bei österreichischen Baustellen gehen die Uhren heuer aber langsamer.“

„Es gibt Top-Gewerbebetriebe, die schicken ihre Mitarbeiter sieben Wochen stempeln. So was hat es die vergangenen 15 Jahre nicht gegeben. Daneben haben wir Betriebe, die nicht wissen, wohin mit der vielen Arbeit …“

„Bei Biomasse und Sägenebenprodukten zeichnet sich ein verrücktes Jahr ab. Das wird für die Sägewerke total dramatisch.“

„Den ‚dynamischen Markt Frankreich‘ gibt es seit 2012 nicht mehr. Ich erwarte mir heuer wenig bis gar nichts von dort.“


Statements von österreichischen Holzhändlern

Seefracht ist billig

In Japan gab es nach einem überhitzten Markt eine Korrektur im Herbst. Nun laufen die Mengen aber normal weiter. Vorteilhaft könnte sich auswirken, dass österreichische Fichte als einziges europäisches Konstruktionsholz dank einer Studie des Fachverbands der Sägeindustrie von der japanischen Verwaltung als nachhaltig angesehen wird. Wer damit baut, kann sich bis 4285 € an Förderungen zurück holen (s. Link 1). Langfristig wird Japan aber allein aus demografischen Gründen an Bedeutung verlieren.
2014 wird einen Anstieg des Weltholzhandels bringen. Denn die Containerfracht ist billig. Vom Schwarzen Meer nach Shanghai seien rund 600 bis 700 € pro 12-Fuß-Container zu bezahlen. Ähnliches gilt von der Ostsee nach Nordamerika. Trotzdem bewegen sich Ladungen von Deutschland und Schweden in die USA an der Gewinnschwelle. Richtig Geld werde dort gegenwärtig noch nicht verdient. Doch die Baugenehmigungszahlen in Nordamerika lassen langfristig hohen Bedarf erwarten.
China ist für die österreichischen Holzexporteure noch kaum einzuschätzen. Es ist ein Riesenmarkt, dessen Wirtschaft heuer um weitere 8,2 % wachsen soll. Doch die Stimmung im Land ist zögerlich. Es liege eine diffuse Angst vor einem Crash in der Luft, erklärte ein Fernostexperte im Zuge seines Marktberichts.
Der Zukunftsmarkt Levante habe dieses Jahr gut begonnen. Allerdings gibt es in Nordafrika große politische Risiken. Das größte Fragezeichen sei heuer Algerien. Staatspräsident Abd al-Aziz Bouteflika ist schwer krank. Das Machtvakuum aufgrund seiner Abwesenheit führt schon jetzt zur Zurückhaltung bei den Importeuren, heißt es. Gegenteilig sieht es in Marokko aus. Das sei gegenwärtig „der Vorzeigestaat“ was Holzimporte in Nordafrika angehe. Der Mittlere Osten laufe gut. Einzige Ausnahme ist Saudi-Arabien. Nach der politisch gesteuerten Massenausweisung von Gastarbeitern fehlen jetzt allerorts Bauarbeiter.