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Je komplizierter die Oberfläche der Kletterwand gestaltet ist, umso ansprechender ist sie für die Sportler - für den Zuschnitt solcher Platten ist Witholz perfekt ausgerüstet © Witholz

Abbund für Mozart

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 09.10.2013 - 07:42
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Die Bregenzer Seebühne zieht jedes Jahr internationale Medienaufmerksamkeit auf sich - dass darunter präzise abgebundene Elemente aus Holzplatten liegen, ahnt kaum einer der Millionen Fernsehzuschauer, die heuer Mozarts Zauberflöte sahen © Witholz

Die Grundlage des Holzbaubooms ist Qualität. Seit Anfang der 1990er-Jahre CNC-Abbund und Leimholz für qualitativ hochwertigen Bau sorgen, steigt der Holzanteil auf den Baustellen stetig. Bislang beschränkte sich der automatische Zuschnitt aber in erster Linie auf stabförmige Holzprodukte. Das Abbundzentrum Witholz im baden-württembergischen Ühlingen-Birkendorf geht einen Schritt weiter. 2012 investierten die Geschäftsführer, Christian Schmiederer und Jan Dreher, in eine Plattenkonfektionieranlage. SPM 2 – Speed Panel Machine der zweiten Generation – nennt Hersteller Hundegger, Hawangen/DE, diese Anlage. Für die Kunden von Witholz schneidet sie alle Platten bis 2,6 mal 6 m zu, die am Bau gebraucht werden. Das geht weit über klassisches Massivholz hinaus.

Von der Säge zum „Partner des Zimmerers“

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Seebühne Bregenz © Witholz

Bis 2011 lief in Ühlingen-Birkendorf noch ein Sägewerk. Mittlerweile haben Dreher und Schmiederer den Betrieb aber konsequent auf den Holzbau umgestellt. Strategisch ist das nur logisch: Nadelrundholz gibt es immer weniger. Der Holzbauanteil steigt aber ständig – auch dank der stetig höheren Qualität. „Witholz positioniert sich als Partner der Zimmerleute“, erklärt Schmiederer. Dazu wurden im Laufe der Jahre zwei Abbund- und eine Zuschnittanlage für Bauholz, KVH und BSH angeschafft. Erst die SPM 2 erlaubte es Witholz, die beim Stababbund bekannte Schnelligkeit, Flexibilität und Präzision auch auf bei Plattenwerkstoffen anzubieten. Typischerweise schneidet die Anlage Plattenelemente für Beplankungen im Holzrahmenbau, Hohlkastendecken, Verkleidungen im Innenausbau, Sonderschalungsbau oder Treppenbau zu. Sogar komplizierte Holzverpackungen lassen sich damit anfertigen.
Natürlich verarbeitet die Anlage Massivholzplatten, Dreischichtplatten, Span-, OSB- und Faserplatten. Aber auch mit mineralischen Bestandteilen hat sie kein Problem. Witholz konfektioniert Gipskarton- und Gipsfaserplatten ebenso wie Faserzementplatten und Eternit. Auch die immer beliebter werdenden Holzfaserdämmplatten kommen, auf den Millimeter genau zugeschnitten, aus der Maschine.

Teile werden beschriftet und bedruckt

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Seebühne Bregenz © Witholz

Witholz war ein klassischer Sägewerksstandort. Direkt am Bach gebaut, wurde früher die Wasserkraft genutzt, um ein Gatter anzutreiben. Der Liebe zum Holz blieb man treu. Mit einfacher Mechanik hat das aber nichts zu tun, was heute in der alten Sägehalle steht. Die Plattenbearbeitungsmaschine besitzt eine Kreissäge, mehrere Fingerfräser und Bohrgeräte. Sogar ein automatischer Tintenstrahl- und ein Strichmarkierer sind enthalten.
Die SPM 2 beherrscht vierachsige Schnitte mit der leistungsfähigen Kreissäge. Sind geneigte Schrägschnitte nötig, greift die CNC-Spindel auf das fünfachsige Fräsaggregat zurück. Jegliche Konturen, Formen und Schriften lassen sich so in die Platte fräsen. Bei Bohrungen und Senkungen gibt es keine Durchmesserbeschränkungen.
Diese Fähigkeiten kamen zuletzt bei der Seebühne Bregenz zum Einsatz. Die Sitzstufen – gebogene Elemente für die kuppelförmige Bühnenplattform – wurden in Ühlingen-Birkendorf gemäß der CAD-Planungen exakt vorgefertigt. Am Bodensee mussten diese dann nur mehr versetzt werden. Häufig bindet Witholz Konstruktionshölzer und Platten für Indoorkletterwände ab. Dort ist kaum etwas im rechten Winkel. Doch die vielwinkeligen Plattenkanten und -ecken stellen nur die Sportler vor Herausforderungen – nicht Witholz. Der SPM 2 ist es nämlich egal, ob sie gerade oder auf Gehrung fräst.
Wenn spezielle Anforderungen an die Kante gelten – etwa im Sichtbereich – fertigt die Anlage auf Knopfdruck Fasen oder Nut- und Federprofile an. Fermacell und Gipskarton werden bei Bedarf mit Trockenbaukanten versehen.
Für die eindeutige Identifizierung und Individualisierung druckt Witholz Nummerierungen, Barcodebeschriftungen oder Kundenlogos aus. Natürlich sind auch Montagemarkierungen sinnvoll und werden häufig aufgebracht. Für den schonenden Umgang mit den Werkstoffen hat Witholz sogar ein Vakuumhebesystem von Balz, Langnau/CH, installiert (s. Holzkurier Heft 41/12, S. 29)

Viele Daten schon vorhanden

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Je komplizierter die Oberfläche der Kletterwand gestaltet ist, umso ansprechender ist sie für die Sportler - für den Zuschnitt solcher Platten ist Witholz perfekt ausgerüstet © Witholz

Die nötigen CAD-Planungsdaten für den Plattenzuschnitt sind in der Regel schon vorhanden. Witholz übernimmt dafür einfach die Pläne aus den handelsüblichen Programmen (Cadwork, hsbCAD, Dietrichs, Sema, …). Die entsprechenden Dateiformate heißen DXF, STEP, IGES oder SAT.
Die elektronische Datenverarbeitung bringt einen weiteren Vorteil. Ein Plattenoptimierungsmodul (Nesting) optimiert die Bauteile. Das gewährleistet den minimalen Verschnitt aus der Rohplatte. Bei bis zu 15,6 m2 großen Platten machen schon ein paar Prozent Verschnitteinsparung einen beträchtlichen Kostenvorteil aus.
Witholz bietet die Bearbeitungen von Massivplatten bis 42 mm an. Bei manchen Plattentypen sind 60 mm möglich.