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Produktionsentwicklung in Deutschland 2005-2015 © Holzkurier

2015 allenfalls konstant

Ein Artikel von Gerd Ebner | 20.01.2015 - 14:46
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Produktionsentwicklung in Deutschland 2005-2015 © Holzkurier

„Im 1. Halbjahr 2014 hat es so ausgesehen, als könnten wir uns vom schwierigen Jahr 2013 erholen – doch ab dem 2. Halbjahr ging es bergab. Die wirtschaftliche Situation im IV. Quartal lässt sich nur noch als ,sehr schwierig‘ umschreiben“, urteilt Lars Schmidt, Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Säge- und Holzindustrie, Berlin. „Ich sehe die derzeitige Margensituation am Niveau des Jahres 2012 angelangt.“
Umsatzmäßig kam ein starker Dämpfer im November: nur noch 335 Mio. € setzte die deutsche Sägeindustrie um (s. Grafik). Das war gegenüber Oktober ein Rückgang von 11,4 % (382 Mio. €). Das saisonübliche Minus fiel im November 2014 somit stärker aus als im Jahr zuvor. Im Vorjahresvergleich gingen die Umsätze um 8,3 % (365 Mio. €) zurück. In Summe wurden in den ersten elf Monaten 3,99 Mrd. € umgesetzt. 2013 waren es um 49 Mio. €, 2012 um 192 Mio. € weniger. Doch der Jahresvorsprung wurde im Herbst kleiner und kleiner.

Teuerster Rohstoff

Als Hauptgrund für die angespannte Erlössituation der deutschen Sägewerke macht Schmidt „vor allem die weltweit höchsten Rundholzpreise“ aus. Hinzu kommt, dass nur wenige Absatzmärkte wirklich gut laufen. Viele Märkte hätten aus Schmidts Sicht entweder aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen noch nicht wieder das normale Mengenniveau erreicht.
Daher sei auch das I. Quartal 2015 schwierig. Verbesserungen erwartet sich Schmidt erst ab dem II. Quartal – mit dem Beginn der regulären Bausaison.
In der Vorwoche fiel der Euro auf ein Elf-Jahrestief im Vergleich zum US-Dollar. „Ungleich größer sind allerdings die Vorteile für die schwedischen und russischen Schnittholz- und Hobelwarenproduzenten“, stellt Schmidt die Relationen richtig. „Diese haben nun zusätzlich zum Rundholzpreisvorteil – zwischen -25 bis -50 % ab Waldstraße – einen noch größeren Währungsvorteil bei den Exporten.“

„Schweden kaufen UK“

„Die Schweden kaufen gerade in Großbritannien einen Großteil des steigenden Marktvolumens. Selbst in die USA sind wieder regelmäßige, monatliche Verschiffungen aus (Süd-)Schweden im Bereich Commodities (2x4/6) geplant. Das würde helfen, den europäischen Binnenmarkt zu entlasten. Russische und schwedische Anbieter werden aber auch im Levanteraum immer stärker – leider auch durch aggressive Preispolitik. In China bauen die russischen Schnittholzproduzenten ihren Marktanteil durch scharfe Preispolitik weiter aus“, analysiert Schmidt.
Rückblickend war die Produktionsmenge 2014 für Schmidt „befriedigend“. Die Produktion hat sich bei rund 21. Mio. m3 ein- \>\>gependelt. „Der Hauptfaktor ist die Verfügbarkeit – und hier haben wir mit rückläufigen Nadelholzanteilen sowie sinkendem Einschlag im Privatwald zu kämpfen.“ Die Absatzmärkte würden derzeit aber auch nicht mehr Menge erfordern.
„Heuer werden wir in Abhängigkeit von der Rundholzverfügbarkeit wohl nur die 2014er-Menge erzielen können“, analysiert er. Selbst dafür wären aber auch verstärkte Importe nötig. „Aus einigen Regionen ist das preislich möglich.“

Rundholzpreis aus wirtschaftlichen Gründen runter

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It wood be good: Jugendlichen soll ein zeitgemäßes Berufsbild geboten werden © Holzkurier

Am vordringlichsten wäre für Schmidt eine Rundholzpreissenkung „aus wirtschaftlichen Gründen“. „Wenn die Sägewerke jedoch ihre Produktionsmengen streng kalkulatorisch und margenbezogen steuern, werden wir meines Erachtens zumindest kein Versorgungspro-blem haben“, urteilt er. Das ist leichter gesagt, als getan, denn die meisten deutschen Sägewerke laufen mit geringer Kapazitätsauslastung. Diese würden am Markt frei werdende Rundholzmengen gerne sofort aufnehmen.
„Eigentlich sind die Rahmenbedingungen – wie das tiefe Zinsniveau – ganz positiv. Ich bin aber so realistisch, dass ich glaube, dass der Absatz in Deutschland wohl nur stagnieren wird.“

Binnenbedarf stabil, Exportalternativen vorhanden

Grundsätzlich sei der Binnenbedarf Deutschlands stabil. Weiters erkennt Schmidt für Großbritannien eine positive Entwicklung. Steigerungen könnten auch in Spanien und Portugal möglich sein. China entwickelte sich für Deutschland 2014 sehr erfreulich – ein weiterer Aufschwung scheint realistisch.
Eine gesonderte Analyse lässt Schmidt den USA angedeihen: „Der US-Markt hat weiteres Erholungspotenzial. Direktlieferungen werden aber wohl nur erfolgen, wenn kanadische Mengen parallel dazu Verwendung in China finden.“
Der Bedarf der Verpackungsindustrie ist abhängig von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. „Wir erwarten, dass Deutschland die konjunkturelle Schwäche im II. Quartal 2015 überwindet. Aufgrund des schwachen Euro sind dann weitere stabile gesamtwirtschaftliche Exportmengen zu erwarten und somit gute Aussichten für unsere Verpackungsprodukte“, sagt Schmidt voraus.
Die neuen Kartellvorgaben in Baden-Württemberg (s. Link 2) hätten für andere Marktteilnehmer (Forstdienstleister, Rundholzhandel, Selbstwerber etc.) Vorteile – allerdings weniger für die Sägeindustrie:
Kleinteiliges Rundholzangebot aus Nichtstaatswald führt zu stark steigenden Einkaufskosten (Aufwand, sog. Prozesskosten, bis zu 10 €/fm).
Eine Reduktion des Rundholzpreises aufgrund kartellrechtlicher Vorgaben ist (in vergleichbarer Höhe) nicht zu erwarten.
Langfristig negative Auswirkungen auf Rundholzangebot aus dem Kleinstprivatwald (hier stehen jedoch die Nadelholzvorräte …)
Laubholzindustrie ebenfalls indirekt betroffen, obwohl das Verfahren auf den Nadelstammholzmarkt abzielt. Im Laubholz effiziente Mengen- und Sortimentsbündelung jedoch noch wichtiger …
Im Holzkurier Heft 3 sagte Dr. Stephan Lang, Rettenmeier Holzindustrie, drei weitere Konsolidierungsjahre voraus. Diese Einschätzung teilt auch Schmidt. „Wir erleben derzeit vor allem eine Konsolidierung bei den Kleinstbetrieben, unterhalb der statistischen Grenze von 20 Mitarbeitern. Die Anforderungen vom Markt her wachsen kontinuierlich (Trocknung, Sortierung, Zertifizierung, Brandschutz etc.) und das bei sehr schwierigen Rahmenbedingungen. Die mittleren und großen Betriebe hingegen „fahren“ deutlich unter Last und können die Kapazitäten entsprechend hochfahren."