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Gerald Schweighofer, Eigentümer Holzindustrie Schweighofer © Holzindustrie Schweighofer

2014 ähnlich wie 2013

Ein Artikel von Gerd Ebner | 01.01.2014 - 13:42
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Gerald Schweighofer, Eigentümer Holzindustrie Schweighofer © Holzindustrie Schweighofer

"2013 gab es in Japan einen regelrechten Boom. Aber zu erwarten, dass der Markt heuer ähnlich viel abnimmt, ist unrealistisch. Bei 10 % mehr Neubauten wurden im Vorjahr um 50 % mehr Nadelschnittholz importiert – das passte nicht“, stellt Gerald Schweighofer, Eigentümer Holzindustrie Schweighofer, die Relationen richtig.

Preisverfall war Segen

Im Rückblick könnte der Preis- und Bedarfsverfall im III. Quartal 2013 ein Segen für die europäische Holzindustrie gewesen sein. „Das extrem hohe Preisniveau hätte noch mehr Nordamerikaner angelockt. So gesehen beurteile ich die Abkühlung langfristig als positiv. Wir waren daher die Ersten, die die Preise stark senkten – sonst hätte man den Durchbruch nicht erreicht“, erläutert er seine Beweggründe.
Trotz Mehrwertsteuererhöhung in Japan ab April dürfte der Bedarf an Holzprodukten 2014 weiter hoch sein. „Die japanische Bauindustrie hat auch 2013 sehr gut verdient. Im Fall der Fälle könnten die japanischen Bauunternehmen heuer die Preise senken, um die Nachfrage hochzuhalten“, meint Schweighofer. „Für 2015 ist unklar, wie hoch die Reduktion ausfallen wird – der Importmarktanteil der Europäer bleibt aber hoch.“

Japan macht selber immer mehr

Mittelfristig wird die japanische Binnenproduktion noch stärker werden. So hat Meiken 2013 das erste CLT-Haus aus japanischem Holz errichtet. Die Sägewerksgruppe Chugoku betreibt bereits zwei Douglasien-Sägewerke mit mehr als 2 Mio. fm Einschnittkapazität und wird zwei bis drei weitere Sägewerke für heimische Hölzer errichten. Beides dürfte über kurz oder lang den Import dämpfen. Dann wird auch der Rundholzexport (mittlere Dimensionen) nach China versiegen.

China braucht immer mehr Holz

Chinas Holzhunger bleibe aber auf absehbare Zeit hoch, meint Schweighofer, der eben erst aus China zurückkam. Rundholz kommt um 150 bis 160 US-$/fm (110 bis 117 €/fm) frei Hafen in China an. 200 US-$/fm (147 €/fm) zahlt man für Topware. „Rundholz wird dort gekauft, wo es wirtschaftlich Sinn macht. Im Vorjahr wurden 700.000 fm aus der Ukraine nach China verschifft“, weiß Schweighofer zu erzählen. 2013 war Neuseeland der größte Lieferant (rund 11 Mio. m3) gefolgt von Russland (10 Mio. m3). Die kanadische Westküste weitet die Rundholzexporte nach China ebenso aus.
Ein weiterer Trend ist, dass chinesische Sägewerke Produktionsstätten im Osten Russlands errichten. Fast 60 % des Schnittholzimports aus Russland nach China kommen bereits aus solchen Werken.

Holz für Binnenmarkt

Schweighofer ist überzeugt, dass der chinesische Binnenbedarf steigen werde. „Wohnen mit Holz ist attraktiv. Das kann einmal eine Wandverkleidung mit Profilbrettern sein, Holzmöbel oder auch Holz für den Garten. China ist aber kein Land der Heimwerker – DIY-Produkte sind nicht gefragt.“
„Verpackungswaren aus Spanerseitenware reduzieren wir in Italien und liefern lieber nach China, verweist Schweighofer auf den boomenden Verpackungsmarkt. Das könnte ein Exportsortiment für die mitteleuropäischen Holzindustrien sein. Die gute Ware kauft China bevorzugt in Skandinavien – „diese Qualitäten haben wir nicht.“

China orientiert sich am US-Preis

Was in China für Schnittholz bezahlt wird, hängt im Wesentlichen vom US-Schnittholzpreis ab. „Steigen in den USA die Preise, kaufen die Chinesen einfach mehr Rundholz.“
Selbst wenn jetzt der US-Markt boomen sollte, rechnet Schweighofer, dass er mit rumänischer Commodity-Ware eher China als die USA beliefern werde. „Wir zahlen von Rumänien nach Österreich so viel Fracht wie bis nach Schanghai“, erläutert er. Deutschland hat logistische Vorteile Richtung USA, Österreich liegt in der Mitte zwischen USA und China.
Die Erwartungen hinsichtlich der künftigen Nachfrage aus den USA hält Schweighofer für „zu optimistisch“. Seine Begründung: „Der Bauboom findet überwiegend im mehrgeschossigen Hausbau statt. Dafür braucht man weniger Holz als beim Einfamilienhausbau.“ Auch wäre der Rückgang der Produktionskapazitäten im Westen Kanadas nicht so schlimm. Und: Im Südosten der USA gibt es noch ein großes Rundholzpotenzial (Anmerkung: Klausner Holz beabsichtigt, dort heuer ein Sägewerk zu starten).

China toppt Rumänienlohn

In den Boomregionen an der chinesischen Küste haben zuletzt die Löhne stark angezogen. „Dort ist das Lohnniveau überraschenderweise schon höher als in Rumänien“, so Schweighofer. In der Folge wandert die Holzproduktion immer mehr ins Landesinnere.
Während einige andere ostasiatische Staaten steigenden Holzbedarf aufweisen, hält Schweighofer Indien weiterhin für einen weniger zukunftsreichen Markt.

Stabile Levante

Die Schnittware, die Schweighofer in die Levante liefert, ist höherwertiger als die in China nachgefragte. Die Region wäre laut Schweighofer absatzmäßig stabil. „Wir haben für 2014 die gleichen Mengen geplant wie im Vorjahr“, verrät er. Dessen ungeachtet kann es aus politischen Gründen von Land zu Land große Veränderungen geben.
Für Europa erwartet sich Schweighofer im heurigen Jahr „keine großen Bewegungen“. Da und dort möge es besser gehen, es werde aber keinen großen Durchbruch geben.

Rundholzpreise werden steigen

„Weltweit erhöhen sich die Rundholzpreise. Ich gehe davon aus, dass die Preise auch in Europa weiter steigen werden. Für den Endkunden ist dies letztlich völlig egal. Ich sehe selbst bei deutlich höheren Preisen keine Substitutionsgefahr. Das halte ich für ein Gerücht. Als der Stahlpreis doppelt so hoch war, wurde nicht mehr in Holz gebaut. Daher ist es umgekehrt wohl auch so“, stellt Schweighofer Relationen richtig.
Dass die mitteleuropäischen Säger harte Zeiten durchleben, sei insbesondere deshalb so tragisch, als deren Substanzdecke traditionell sehr dünn ist. „Die Nordamerikaner litten sechs Jahre lang, obwohl sie über sehr viel Eigenkapital verfügten.“ Eine ausreichende Eigenkapitalquote wären laut Schweighofer zumindest 35 %.

Chaotischer Sägerestholzmarkt

Nicht zu beurteilen wagt Schweighofer die preisliche Entwicklung beim Sägerestholz. „Jetzt gibt es auf einmal ein Hackgutüberangebot. Wir können dieses in Hallein kaum noch aufnehmen. Eine Preissenkung müsste eigentlich kommen“, erzählt Schweighofer.
Bei der thermischen Verwertung gibt es laut ihm einige Fragezeichen: „Preisexzesse, wie bei Pellets in Deutschland sind nicht richtig. Wenn sich Weltmarktströme einmal drehen, kann sich das extrem schnell wieder ändern. Überhaupt orte ich am europäischen Energiesektor ein Riesenchaos und ein Versagen der Politik. Mit deren Förderregime wird total übers Ziel hinausgeschossen. Es wird am europäischen Biomassesektor eine Menge schmerzhafte Korrekturen geben müssen.“GE ‹
Anmerkung: In Heft 3 folgt ein Artikel über die Ausbaupläne der Holzindus-trie Schweighofer in Rumänien und der Ukraine.