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Stolz prangt der Claim "Best of Holz" an der Einfahrt zu der Kärntner Unternehmenszentrale in Reichenfels © Weinberger

160 Jahre gereift

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 16.09.2014 - 16:31
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Stolz prangt der Claim "Best of Holz" an der Einfahrt zu der Kärntner Unternehmenszentrale in Reichenfels © Weinberger

Es war ein bewegtes Jahr. 1854 wurden etwa die Grundlagen für die ETH Zürich gelegt. Oscar Wilde kam zur Welt. Und im Kärntner Lavanttal entschloss sich ein Land- und Forstwirt, sein eigenes Sägewerk zu gründen und damit die Wertschöpfung zu erhöhen. Das von der Lavant angetriebene Venezianergatter war die Keimzelle von Weinberger mit Sitz in Reichenfels. Es war damit auch der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Denn das Unternehmen hat sich in diesen 160 Jahren zu Österreichs modernstem Leimholzhersteller, Innovationstreiber im Holzbau und international gefragten Geschäftspartner entwickelt.
Aktuell sind die Generationen fünf und sechs am Ruder. Johann Josef und sein Sohn, Johann Alfred Weinberger, ruhen sich keineswegs auf den Verdiensten der Vorgänger aus. Das beweisen die vergangenen Jahre. Bilam- und Trilamträger in 56 Dimensionen, eine setzungsfreie Blockhausbohle, handliche Brettsperrholzelemente und BSH mit höchster Oberflächengüte sind Ergebnisse konsequenter Entwicklungsarbeit und vorausschauender Investitionen. Das ringt Respekt ab – umso mehr, als die Branche in den vergangenen Jahren durch die Krise gebeutelt wurde. Doch Weinbergers kompromissloses Verfolgen des Credos „Best of Holz“ macht sich bezahlt.

Was technisch möglich ist, wird gemacht

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Generation fünf und sechs: Vater Johann Josef und Sohn Johann Alfred Weinberger führen gemeinsam die Geschäfte des Familienbetriebs © Weinberger

Seit im 19. Jahrhundert ein venezianisches Gattersägewerk in Betrieb genommen wurde, hat sich bei der Holzverarbeitungstechnologie einiges getan. Weinberger war stets vorne dabei. Die Jahrzehnte nach der Gründung waren vom Ausbau des Standortes geprägt. Zum Beispiel mit einem Rundholzplatz, mit dem Beginn der Parkettproduktion (bis 1982) und dem Bau des Hobelwerkes (bis 1995) für Profilbretter und Bauholz.
1982 schließlich wurden in Reichenfels erstmals Hölzer keilgezinkt. „Das war ein Meilenstein für die Holzbearbeitungstechnologie, auch wenn wir damals noch 5 cm-Zinken ins Holz gefräst haben“, erinnert sich Johann Josef Weinberger. Der nächste Schritt folgte 1992. Als erster Betrieb in Europa verwendete Weinberger Polyurethanklebstoffe für tragendes Leimholz. Damit wurde Formaldehyd aus der Produktion gebannt. Weinberger hat sich damit abermals als Trendsetter erwiesen. Seit 1994 werden die Hölzer in Reichenfels nicht nur keilgezinkt, sondern auch zu Bilam- und Trilam-Bindern verklebt. 2000 folgte die Zulassung für die Erzeugung von Brettschichtholz.
Seitdem haben die Kärntner die flächige Verklebung perfektioniert – und den Grundstock für das heute Produktportfolio gelegt. 1982 schloss Weinberger das Sägewerk und konzentrierte sich allein auf die Weiterverarbeitung.

Kommerzieller Erfolg dank Innovation

Europas Wirtschaftswachstum prägte den Beginn der 2000er-Jahre. Weinberger war mit seinem Sortiment längst über die Grenzen hinaus bekannt. Die Nähe zu Italien brachte Exporterfolge in den Süden. In Frankreich und der Schweiz baute man als Pionier ebenfalls treue Kunden auf.
Weinberger bewegte sich dabei kaum auf dem umkämpften Massenmarkt. Nischen, wie „Blockhausbohle“ und „Duo-/Trio“, besetzte der Kärntner Familienbetrieb aber mit hochwertiger Ware, kaufmännischem Geschick und steten Innovationen. Man ruhte sich nie auf dem bestehenden Portfolio aus. Die Auszeichnung „Landessieger Innovationspreis ‚Wachstum durch Forschung‘“ (2001) und der dritte Preis beim „Innovations- und Forschungspreis ‚Innovatives Verkleben von tragenden Holzbauteilen‘“ honorierten die Entwicklungsarbeiten.
Weinberger zählte in dieser Periode nie zu den größten Holzverarbeitern in Österreich – ohne Zweifel aber zu den innovativsten.

Brand und Wiederaufbau

Die kommerziellen Erfolge erlaubten 2010 die Übernahme der Salzburger Holzindustrie (SHI) in Abtenau (s. Holzkurier Heft 39/10, S. 12–13). Die Anlagen waren der Familie bestens bekannt. Johann Alfred Weinberger war nach Absolvierung der Fachhochschule Kuchl sechs Jahre für die SHI tätig, bevor er in das elterliche Unternehmen zurückkehrt. Man wusste also, worauf man sich einließ – etwa auf eine ebenfalls formaldehydfreie Produktion. „Für unsere Kunden ist das ausschlaggebend“, betont Weinberger. In Folge wurde die Erzeugung von BSH und längeren Duo-/Triobalken an den neuen Standort verlagert und die Anlagen Schritt für Schritt modernisiert.
In der Nacht von 14. auf 15. November 2013 wurde der Salzburger Standort allerdings ein Raub der Flammen. Ein überhitztes Kugellager wird als Brandursache vermutet. Der Verlust war enorm. Fast alle Anlagen – darunter ein brandneuer Multisensorscanner – mussten ersetzt werden. Der Maschinenschaden betrug 4,5 Mio. €. Dazu kamen 1,5 Mio. € an der Halle.
Ein Brand ist für jeden Unternehmer in der Holzindustrie ein Schicksalsschlag. Weinberger begriff das aber auch als Chance. „Uns war klar, dass wir wieder aufbauen – und zwar mit dem Besten, was technisch möglich war“, erklärt Johann Alfred Weinberger.

Einmaliges Layout für Makellosigkeit

Prämisse beim Wiederaufbau war erneut das Credo „Best of Holz“. Gemeinsam mit renommiertesten Maschinenherstellern wurde das Anlagenlayout entwickelt, in dem eines an oberster Stelle stand: Qualität (s. Reportage Holzkurier Heft 36, S. 17 u, 24). Jede Lamelle wird allseitig nach ihrer Festigkeit und Oberflächenqualität beurteilt. Die Kappsäge kann Deck- und Mittellagen aus einem Brett im laufenden Betrieb trennen. Eine von zwei Hochleistungskeilzinkungen erzeugt daraus die Decklamellen, welche sogar der strengsten Weinberger Sortierung „Alpin“ gerecht werden. Jede Keilzinkenverbindung wird einzeln eingespannt. „So erhalten wir tadellose Qualität“, sagt der Juniorchef. Mittlerweile sind die Zinken bei gleicher Festigkeit übrigens nur mehr 15 mm lang – der technische Fortschritt lässt grüßen.
Damit nicht genug. Bei der Flächenbeleimung (selbstredend wieder mit formaldehydfreiem Polyurethan) hat Weinberger eine Weltneuheit mitentwickelt. Nach dem Beleimen der keilgezinkten Lamellen wird jede einzelne Raupe auf Zehntelmillimeter genau vermessen. Das stellt sicher, dass die Auftragsmenge präzise den Vorgaben entspricht. Minderwertige Verklebungen werden ausgeschlossen. Das setzt einen neuen Maßstab in der Qualitätssicherung.
Neben der Qualität stand die Flexibilität im Vordergrund. Ein Leitrechner, zwei Keilzinkenanlagen und eine Rotations-Kommissionspresse ermöglichen die Fertigung kurzfristiger Bestellungen.

Revolutionäre setzungsfreie Blockbohle

Parallel zum Aufbau des Salzburger Werks erneuerte Weinberger seine Anlagen in Reichenfels. Die Kärntner hatten zwei neue Produkte , welche zuverlässig und hochwertig in die Serienproduktion gingen:
die setzungsfreie Blockhausbohle „Bilam forte“
das Massivholzbau-System „primolam“
Das Adjektiv „setzungsfrei“ macht Bilam forte zu einer echten Revolution im Blockhausbau. Das Element wird, wie klassische Bohlen, waagrecht verlegt. Nach dem Einbau gibt das Element aber dank seiner stehenden Mittellage keinen Millimeter mehr nach. Setzungsfugen sind nicht mehr nötig. Klingt so logisch, dass man sich fragen muss, warum das nicht schon früher erfunden wurde. Die Antwort liegt an der äußerst herausfordernden Verklebung der stehenden und liegenden Lamellen. Doch Weinberger hat es geschafft – natürlich erneut ohne Formaldehydleime.

Brettsperrholz ohne Verschnitt

Eine Weiterentwicklung von BSP bietet der Kärntner Betrieb mit seinem Massivholzsystem „primolam“ an. Die kreuzverleimten Platten werden bis 1,2 m Breite und 13,5 m Länge als Standardelemente hergestellt. Zimmerleute, die damit arbeiten, haben kaum Verschnitt, behalten den Abbund und somit die Wertschöpfung in der eigenen Hand. Zudem kann das Element – etwa im Handel – auf Lager gelegt werden. Mit Großformatplatten ist das nicht möglich.
Dank dieser Innovationen sieht Weinbergers Zukunft rosig aus. Der Familienbetrieb beweist: Eine lange Tradition ist der beste Boden für intelligente Innovation.

Weinberger – Facts

Gründung: 1854
Standorte: Reichenfels, Abtenau
Geschäftsführer: Johann Josef und Johann Alfred Weinberger
Mitarbeiter: 86
Leimholzproduktion: 140.000 m3/J
Sortiment: Brettschichtholz, Bilam- und Trilamträger, Duo-Konstruktionsholz, Deckenelemente, Blockhausbohlen, setzungsfreie Blockhausbohle „Bilam forte“, Massivholzsystem „primolam“
Exportquote: 95 %
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Brettschichtholz  Sortierung "Fichte Alpin" © Weinberger

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Blockhausbohle Fichte © Weinberger

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Blockhausbohle Fichte/Lärche © Weinberger

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"primolam"-Massivholzelemente kreuzverleimte Brettsperrholzelemente bis 1,2?m Breite und 13,5?m Länge - Deckenelement © Weinberger

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primolam Innenwand © Weinberger

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primolam Konstruktionsbeispiel © Weinberger